Kritik zu Lustmord MUCH UNSEEN IS ALSO HERE

Lustmord MUCH UNSEEN IS ALSO HERE

Drone, Pelagic/Cargo (8 Songs / VÖ: 15.3.)

Metal? Na ja, ganz so weit würde ich nicht gehen mit einer Stil­bezeichnung für MUCH UNSEEN IS ALSO HERE. Aber das muss ja auch nicht sein, denn wir befinden uns in der düsteren Zwischenwelt elektroakustischer Atmo­sphären, die eine lange (und überaus ehrwürdige) Tradition hat: Industrial und Dark Ambient. Der walisische Klang-Collageur Brian Williams (60) hat schon mit allen gearbeitet, die in diesem Segment Rang und Namen haben – mit SPK, Current 93, Nurse With Wound, Coil, Chris & Cosey et cetera, und auf seinem 27. Album MUCH UNSEEN IS ALSO HERE lässt er diesen frühen, kathedralenartigen Sound wieder aufleben. (Wer durch die 2021er-Kollaboration ALTER mit der sylphenhaften Karin Park von Årabrot auf ihn gestoßen ist: nein, hier gibt’s keine Vocals, sondern die bodenlos düsteren Sounds, die Lustmord solo bereits seit 1981 fabriziert.) Vor dem inneren Auge tun sich enorme Kavernen auf, verstörende Signale zucken, eine einsame Figur zieht erdrückende Last durch die Leere.

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Die manipulierten Sounds, die Drones, die wie Nebelhörner jaulen, die klagend-meditative Grundstimmung – all das will in einer Sitzung gehört werden. Williams arbeitet immersiv; sein Werk erklärt sich nicht, aber zusammen ergibt es Sinn. Klein fühlt man sich, gefangen in einem Lastenaufzug, der einen direkt in die Hölle führt. Gaaanz langsam geht’s hinab: hier klagt eine einzelne Geige, da ein Stimm-Sample, dort ein präpariertes synthetisches Tasteninstrument. Ganz am Schluss dröhnt eine einsame Totenglocke (oder ist es eine Trommel?), und ja, sie schlägt für dich.

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Quelle: METAL HAMMER.de