Kritik zu Leper Colony LEPER COLONY

Leper Colony LEPER COLONY

Death Metal, Transcending Obscurity (9 Songs / VÖ: 13.1.)

Im Death Metal-Kontext denkt wohl jeder beim Terminus Lepra zunächst natürlich folgerichtig sofort an einen Klassiker, nämlich das LEPROSY-Album von Death. Doch das könnte sich mit ein wenig Glück allerdings bald ändern, denn Leper Colony haben das Potenzial, zu einer festen Größe im Death Metal-Genre zu werden. Das liegt nicht nur daran, dass Marc Grewe (Insidious Disease, Ex-Morgoth) und Rogga Johansson (Paganizer und 87 Prozent aller anderen schwedischen Death Metal-Projekte) alte Hasen sind, die ganz genau wissen, was sie tun, sondern vor allem auch daran, dass sich die beiden hiermit scheinbar ganz bewusst von allzu typischen Erwar­tungshaltungen lossagen. Stimmlich ist Grewe natürlich problemlos wieder­zuerkennen, erinnert aber in seiner bösartigen Ausstrahlung auch oft an den jüngeren und damals mit dem Beinamen Evil versehenen Chuck Schuldiner – da lässt sich Johansson nicht lumpen und zeigt sich deutlich US-Death Metal-beeinflusster als bei seinen sonst eher „typischen“ Schwedenbrettern. Passend zur Lepra-Thematik lösen sich die beiden offen­sichtlich von bestimmten Stigmata.

Apropos Lepra: Die Krankheit ist zwar seit Jahrzehnten heilbar, dennoch leben vor allem in Indien noch rund 200.000 Menschen in isolierten Kolonien gefangen und vieler Rechte beraubt – zum Glück hat Transcending Obscurity-Boss Kunal dieses Schicksal nicht ereilt, der seit Jahren ein gutes, nun ja, Näschen für Death Metal beweist, welcher im Fall von Leper Colony mit sattem Thrash-Einfluss wie in ‘Tar And Feathers’ daherkommt. Oder auch ‘Perdition’s End’ mit einem Hauch alter Slayer, der später beim brutalen Thrasher ‘Flesh Crawl Demise’ noch stärker hervortritt und insbe­sondere mit den Ballerburg-Beats von Jon Skäre (Wachenfeldt) einen groß­artig schädelspaltenden Headbanger darstellt. Groove wie in ‘Rapture Addict’ ist auch gern gesehen, aber bis auf den etwas Abwechslung gewäh­renden, atmosphärischen Titel-Track geht das Album ansonsten schnur­stracks nach vorne – eine rundum coole Sache.

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Quelle: METAL HAMMER.de