METAL HAMMER PARADISE 2024: Der Rückblick aufs Wochenende
Das METAL HAMMER PARADISE startet am Freitag mit prominentem Besuch vom Summer Breeze, denn Veranstalter Achim Ostertag sitzt bekanntlich bei Voodoo Kiss hinter der Schießbude. Das Quintett aus dem Ostalbkreis eröffnet das Wochenende im Baltic Ballroom mit seinem handgemachten Sound. Drüben im Zelt wird diese Ehre Steve „Lips“ Kudlow und Anvil zuteil. In der Riffalm sorgen Surgical Strike mit amtlichem Thrash Metal für direkt für fliegende Haare. Nach der Pagan Folk Metal-Party von Equilibrium ist es Zeit für althergebrachten sonischen Stahl.
Burning Witches geben volle Power. So fliegen nicht nur bei Frontsirene Laura Guldemond die Haare, sondern auch bei Bassistin Janine Grob und den beiden Gitarristinnen Ramona Kalkuhl und Courtney Cox. Diese Schweizer Ladies haben einen knackigen Sound am Start – und man kann es nicht oft genug wiederholen: Ex-The Iron Maidens-Musikerin Courtney mit ihren flinken Fingern tut der Band so gut. Es ist der eidgenönissisch-niederländisch-amerikanischen Formation zu wünschen, dass die Besetzung jetzt mal lange Jahre stabil bleibt.
Legendenzeit
Anschließend sorgt bei U.D.O. eine Heavy Metal-Legende auf dem METAL HAMMER PARADISE für Furore. Udo Dirkschneider und Accept (die am Samstag dran sind) auf demselben Festival – ob es das überhaupt schon einmal gegeben hat? Auch wenn der „German Tank“ gewiss zahlreiche überzeugende eigene Tracks wie ‘Metal Machine’, ‘Touchdown’ oder ‘I Give As Good As I Get’ anreicht, kommt doch am meisten Stimmung bei den Songs seiner alten Band auf – darunter ‘Midnight Mover’, ‘Metal Heart’ und ‘Fast As A Shark’.
Schwungvoll weiter machen Enforcer. Druckvoll, tight und mit jeder Menge Hummeln im Hintern wird der Auftritt von Olof Wikstrand und Co. ein Fest für New Wave Of Traditional Heavy Metal-Fans. Schließlich verwandeln Saltatio Mortis die Zuschauer vor der Hauptbühne in eine glückselige Feiermasse. Alea und Co. hätten es zwar Dank hervorragender Schlager wie ‘Vogelfrei’, ‘Genug getrunken’ oder ‘Spielmannsschwur’ nicht nötig, fremde Lieder aufzugreifen, doch das im Medley mit ‘My Mother Told Me’ vorgetragene ‘Valhalla Calling’ (‘Assasin’s Creed’) und ‘Hypa Hypa’ (Electric Callboy) machen sowohl dem Auditorium als auch der Band einen Heidenspaß.
Zum Aufgalopp am zweiten Tag des METAL HAMMER PARADISE spielen alsdann zünftig Pyogenesis auf, die sich überdies beim Bowling-Wettbewerb versuchen, jedoch gegen die Dauersieger Pornotreppe keine Chance haben (Team METAL HAMMER sichert sich immerhin den zweiten Platz). Drumherum gibt es noch ein paar weitere nicht rein musikalische Events mitzunehmen. Beim Veranstalter-Talk arbeiten Stephan Thanscheidt von FKP Scorpio und METAL HAMMER-Chefredakteur Sebastian Kessler (mit Hilfe von „Orga-Inga“) unter anderem überlastete Server beim Buchen für 2025 auf und nehmen wie immer Band-Wünsche entgegen. Als äußerst unterhaltsam entpuppt sich alsdann die Lesung von Till Burgwächter aka METAL HAMMER-Autor Marc Halupczok.
Weiter geben die Macher des Metal-Hörspiels L.B. Steel Einblick in ihre Arbeit. Zudem weiß Lenny Breuss von Dust Bolt bei seinem aufschlussreichen Gitarren-Workshop zu begeistern. Was das Hauptprogramm angeht, nehmen Moonspell das Zelt mit ihrem mitreißend-melancholischen Dark Rock für sich ein. Mit moderneren Klängen machen hernach League Of Distortion weiter. Während Jim Müller bei Kissin’ Dynamite feinste Achtziger-Soli kredenzt, verzichtet er hier komplett darauf – dafür schmiedet der Lebemann tief donnernde Riffs. Frontfrau Anna Brunner (Exit Eden) singt zunächst mit Händen in Ketten, was zwar ein nettes Gimmick ist, jedoch nicht unbedingt förderlich für ihren Bewegungsdrang.
Glückräusche
Ohne Fesseln spult die Undercut-Trägerin zahlreiche Kickball-Changes ab. Die Tracks des Quartetts wissen überdies zu überzeugen – unter anderem regen ‘My Hate Will Go On’, ‘I’m A Bitch’ und ‘Wolf Or Lamb’ dazu an, Tanzbein und Matten zu schwingen. Feinsten Old School-Metal setzt es dagegen bei Chris Boltendahl und Grave Digger, wobei Evergrey mit ihren emotionalen Lieder und unfassbar großartigen Gitarrenkünsten regelrechte Glücksräusche hervorrufen. Ähnlich, wenn auch einen Tacken roher geht es bei Dark Tranquillity zu, die drüben im Zelt abräumen.
Daraufhin zeigen Dust Bolt, dass Thrash immer gut läuft beim METAL HAMMER PARADISE. Die Bajuwaren können sich über einen vollen Ballroom freuen und feuern herrliche Shred-Salven in die Meute, die im Gegensatz zu den jüngsten Manowar-Songs auch wirklich das Prädikat ‘Laut und hart, stark und schnell’ verdienen. Die vier Musiker haben immens Bock, sprühen nur so vor Spielfreude und bemoshen – so wie es die Stücke zulassen – ausgiebig die Bühne. Laut Frontmann/Gitarrist Lenny Breuss stellt dir Show an der Ostsee das Jahresabschlusskonzert der Gruppe dar, daher peitscht er die Menge an: „Lasst uns noch mal Vollgas geben!“
Keine Wünsche offen
Das machen Band und Publikum dann unter anderem bei ‘Trapped In Chaos’, ‘Leave Nothing Behind’ und ‘Sick x Brain’. Bei letzterem Lied geht Lenny traditionell mitten zwischen die Leute rein und entfacht um sich herum einen Circle Pit. Episch! Die Heroic-Fantasy-Power-Metaller von Gloryhammer liefern ebenfalls eine energetische Show inklusive Tracks wie ‘Waste Land Warrior Hoots Patrol’, ‘Fife Eternal’ und ‘Keeper Of The Celestial Flame Of Abernethy’, obgleich sich langjährige Fans mehr Altgedientes à la ‘Legend Of The Astral Hammer’ und ‘The Hollywood Hootsman’ wünschen. Absolut keine Wünsche bleiben hingegen bei Grand Magus offen. JB Christoffersson und Co. haben Bock, und Tracks wie ‘Iron Will’, ‘Steel Versus Steel’ und ‘Hammer Of The North’ schreien danach mit geballter sowie gerechter Faust mitzusingen.
Die gleiche Handlungsanweisung gilt danach bei Accept. Wenn es um Heavy Metal alter Schule geht, reicht niemand der Formation um Wolf Hoffmann das Wasser. Was für ein Arsenal von Hits (unter anderem ‘Princess Of The Dawn’, ‘Balls To The Wall’ und ‘I’m A Rebel’), was für ein umwerfende Sound, was für ein unschlagbares Gitarrentrio! Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist – folglich kann das METAL HAMMER PARADISE mit der Show des Sextetts keinen besseren Abschluss finden.
Der Vorverkauf für 2025 hat übrigens bereits begonnen. Stand Montag, 25.11.2025 sind allerdings nur noch wenige Unterkünfte verfügbar. Zur Buchung geht es hier entlang.
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Quelle: METAL HAMMER.de