Kritik zu All Men Unto Me REQUIEM

Alle heilige Zeit kommt ein Album ohnegleichen daher – und REQUIEM, der Zweitling des schottischen Avantgarde-Künstlers Rylan Gleaves, ist eines. IN CHEMICAL TRANSIT, sein erstes Album unter dem Namen All Men Unto Me, war eine Auseinandersetzung mit seiner Transition. Anhand von stark bearbeitetem, klassischem Material und dem Prog-Black seiner Avant-Metaller Ashenspire hielt er fest, wie sich seine Stimme unter Testosteron veränderte, vom Mezzosopran zum Bariton. Sein rigoroses, klassisches Training musste mit neuen Herausforderungen klarkommen; die emotionale Achterbahnfahrt hörte man in abgewürgtem Falsett, knurrenden Schreien und der wunderschönen Stimme, die zuletzt Flügel bekam. REQUIEM setzt dieses Projekt fort. Der in der anglikanischen Tradition geschulte Komponist zieht uns in ein himmelschreiendes und himmlisches Werk hinein. Auf der Basis von Minimalismus, Orgelmusik, experimentellem Noise, Drone und Doom dichtet, singt und wütet Transmann Rylan gegen die Kräfte des Patriarchats an. Vor dem Hintergrund Queer-feindlicher Erfahrungen beschwört er Hingabe und Vergebung; seine Adressaten sind Gott, die weltlichen Machtstrukturen, das Nichts. Wieder sind die Ashenspire-Kumpels an Bord und sorgen für langsame, exzessive Heaviness – das Fundament von Rylans bewegendem Requiem. So intensiv, profund und verheerend arbeitet sonst nur Lingua Ignota. REQUIEM ist ein Erlebnis – und ein Geschenk.
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Quelle: METAL HAMMER.de















