Gaahl (Ex-Gorgoroth) feiert heute seinen 50. Geburtstag
Vor exakt 50 Jahren kam Kristian Eivind Espedal im beschaulichen Örtchen Sunnfjord in Norwegen zur Welt. Mit 18 Jahren tauchte er in die Black Metal-Welt ein, die Anfang der Neunziger in Norwegen auf ihrem Zenit war. Schnell machte er sich als Gaahl einen Namen und wurde später unter anderem als langjähriger Sänger von Gorgoroth bekannt. Die zahlreichen Kontroversen, Skandale und Prozesse, die sich um ihn ranken, überschatten sein musikalisches Vermächtnis stark. Beide Seiten seines bisherigen Lebens wollen wir anlässlich seines Geburtstags aufrollen und beleuchten.
Gaahl in seinen Black Metal-Kinderschuhen
Seine erste Band gründete Gaahl 1993. Sie trägt den Namen Trelldom und ist tatsächlich bis heute aktiv – wenn auch mit großen zeitlichen Abständen in der Diskografie. Als neunteiliger Zyklus konzipiert, betrachten die Alben, von denen 2024 das fünfte erschien, die menschliche Seele. Es handelt sich bei diesem Projekt bislang um eine reine Studio-Band, auch wenn Gaahl laut einem Interview mit Highwire Daze nicht ausschließt, jemals live mit Trelldom aufzutreten.
Die Anfänge bei Gorgoroth
Bereits fünf Jahre nach der Gründung von Trelldom wurden Gorgoroth auf Gaahl aufmerksam. Da diese nach der Trennung von ihrem Frontmann Pest einen neuen Sänger suchten, stieg Gaahl ein. Sein Studiodebüt hatte er auf dem noch im gleichen Jahr erschienenen DESTROYER, was Gorgoroth in neue musikalische Gewässer steuerte. Zu den traditionellen Klängen des norwegischen Black Metal mischten sich progressive Momente, die als Industrial bezeichnet werden könnten. Das Lied ‘When Love Rages Wild In My Heart’ des Folgewerks INCIPIT SATAN (1999) spielt sogar mit Klargesang.
Schafskadaver und andere Leichen im Keller
2002 nahm die Reihe von Verurteilungen und Ermittlungen seinen Lauf, die Gaahls bisherigen Werdegang überschatteten. Wegen einer Schlägerei nach einer Party, die zwei Jahre zuvor stattgefunden hatte, wurde der Sänger zu einem Jahr hinter Gittern verurteilt, die er auch absaß. Das war jedoch keineswegs eine Läuterung für den Norweger, da er bereits 2004 wegen einer gefährlichen Körperverletzung, die abermals zwei Jahre in der Vergangenheit lag, zu 14 Monaten Haft verurteilt wurde.
Auch abseits von körperlichen Auseinandersetzungen sind die Handlungen von Gaahl mit mehr als einem kritischen Auge zu betrachten: 2004 zogen Gorgoroth während eines Konzerts in Krakau sämtliche Register. Neben aufgespießten Schafsköpfen befanden sich auch vier nackte Menschen auf der Bühne, die an Kreuzen hingen. Die Show führte zu einer Ermittlung aufgrund von Religionsbeleidigung und Tierquälerei, was beides in Polen illegal ist. Die Band selbst wurde nicht für schuldig befunden, da ihnen die Strafbarkeit dieser Requisiten nicht bewusst war. Der Veranstalter hingegen musste ein Bußgeld zahlen.
Ist Gaahl ein Satanist?
Ein weiterer Grund, weshalb Gaahl zu dieser Zeit oft Schlagzeilen machte, war seine religiös-philosophische Einstellung. In einem Interview für den Film ‘Metal: A Headbanger’s Journey’ sagte er: „Kirchen niederzubrennen ist etwas, das ich zu einhundert Prozent unterstütze. Das hätte in der Vergangenheit viel öfter passieren sollen und wird zukünftig noch deutlich mehr geschehen.“ So hatte er prompt 2007 die nächste Ermittlung am Hals. Trotz seiner aktiven Hetze gegen das Christentum bezeichnet er sich selbst jedoch nicht als Satanist, was ihm oft vorgeworfen wird.
„Ich bin mein eigener Gott und mein eigener Satan. Also bin ich kein Satanist. Man könnte mich vielleicht Gaahlist nennen“, bezieht er in einem Interview mit dem Polish Holocaust Magazine Stellung. Satanisten seien laut Gaahl „schwache Menschen, die sich wie Ratten benehmen und Angst davor haben, allein zu sein.“
Der Prozess um den Namen Gorgoroth
Der wohl langwierigste Prozess, in den Gaahl involviert war, war der Prozess rund um die Namensrechte von Gorgoroth. Auf der offiziellen Myspace-Seite der Band verkündete Gitarrist Infernus im Jahr 2007, dass sowohl Gaahl als auch Bassist King ov Hell Gorgoroth verlassen hätten. Dem entgegen stand die Version dieser beiden Musiker, dass es sie gewesen wären, die eigentlich Infernus loswerden wollten. Es folgte ein Rechtstreit, der sich über zwei Jahre zog. Am Ende bekam Infernus die Rechte, sodass er bis heute mit Gorgoroth musiziert und das letzte Originalmitglied der Band ist.
Das Leben nach Gorgoroth
Parallel zu seinem Ausstieg bei Gorgoroth verkündete Gaahl, dass er gemeinsam mit seinem Ex-Partner Dan De Vero an einer Modekollektion namens Wynjo gearbeitet habe. Seine öffentliche Bekanntgabe seiner Homosexualität schlug Wellen, die für diverse persönliche und anonyme Drohungen sorgten.
2009 gründeten Gaahl und King ov Hell God Seed, Ersterer legte dieses Projekt jedoch direkt wieder flach, bis es 2012 wieder aufgegriffen wurde und das Debüt /BEGIN veröffentlicht wurde. 2015 war jedoch bereits wieder Schluss und der Sänger gründete Gaahls Wyrd, die bis heute aktiv sind und ihr aktuelles Album BRAIDING THE STORIES erst dieses Jahr veröffentlichten.
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Quelle: METAL HAMMER.de