Uli Jon Roth spricht im Interview über Künstliche Intelligenz
Gitarrist Uli Jon Roth, der insbesondere in den Siebzigern bei den Scorpions aktiv war und von vielen als ausschlaggebender Einfluss auf Rock-Gitarristen genannt wird, hat im Interview mit Metal Roos seine Gedanken zu menschlicher Kreativität und K.I. geteilt.
Roth betont, wie wichtig ihm Abwechslung in seiner Arbeit ist: „Ich wiederhole nicht gerne dieselben Dinge immer und immer wieder. Jeder meiner Auftritte ist hier und da zumindest ein bisschen improvisiert. Das hält sie frisch. So haben wir das auch bei den Scorpions gemacht. Als ich noch da war, gab es keine zwei Shows, die gleich waren. Wir sind Risiken eingegangen.“
Perfektion ist fehl am Platz
Perfektion hat laut dem Gitarristen wenig in der Rock-Musik zu suchen: „Ich sage immer, dass der Geist des Rock ein bisschen gefährlich wirken muss. Ich meine damit, dass ich kein Interesse an Perfektion im Rock habe. Eigentlich ist es sogar ein Fluch, weil ursprünglicher Rock nie perfekt war. Er war etwas Revolutionäres und explodierte als etwas komplett Neues in die Szene hinein. Eine neue Attitüde, eine neue Art zu spielen.“
Er versucht auch heute noch, dieses Gefühl zu vermitteln, wenn er spielt, und meint: „Wenn man das wegnimmt, geht eigentlich die Essenz des Ganzen verloren. Und viele haben es je auch getan, besonders in den späteren Jahren. In den Achtzigern, Neunzigern und Zweitausendern wurde Rock zu etwas Poliertem, bis es anfing, alles gleich zu klingen. Sie haben alle Ecken und Kanten weggeschliffen, obwohl die ganz Großen aus den Anfängen alle diese Kanten hatten. Sie waren einzigartig und sicher nicht geschmeidig, sondern revolutionär, auf ihre eigene Art und Weise.“
Echt und unecht
Roth beobachtet aktuelle Entwicklungen: „Es gibt jetzt den Trend, Vocals mit Tonhöhenkorrektur zu bearbeiten, bis zu einem Punkt, wo es nur noch lächerlich ist. Sie nehmen dadurch die Essenz des menschlichen Ausdrucks und verwandeln die Stimmen in Roboterstimmen. Viele junge Leute sind das gewohnt, weil vieles, das es auf Social Media gibt, komplett fabriziert und nicht echt ist.“
„Die Grenzen davon, was echt und unecht ist, verschwimmen, und es kommt zu einem Punkt mit K.I., wo man nicht mehr weiß, ob das maschinen- und Computer-generiert ist, oder ob vor einem wirklich Fleisch und Blut ist“, wie der Musiker sagt. „Das ist tatsächlich eine sehr spannende Entwicklung, wie ich finde, und ich habe festgestellt, dass ich keine Angst davor habe. Ich nehme die Dinge, wie sie kommen, aber viele Leute fühlen sich bedroht. Das kann ich verstehen.“
—
Bestens informiert über dieses und alle weiteren wichtigen Themen im Metal bleibt ihr außerdem mit unserem Newsletter. Einmal pro Woche flattert euch übersichtlich sortiert ein Update ins Postfach. Einfach anmelden, damit euch auch sicher nichts entgeht.
Quelle: METAL HAMMER.de