Kritik zu Sowulo NIHT
Der Weg von Faber Horbach aus den Niederlanden beginnt in der zweiten Reihe von Heilung: Bis zur Pandemie ist er – neben seinem Job als Physiotherapeut – einer der Harii-Krieger, mit denen das Neofolk-Ensemble seine Bühne bestückt. In der Zwangspause verfeinert er seinen eigenen, animistischen Sound – mit Carnyx, Nyckelharpa, Celtic Harp, Schamanen-Drums, Hörnern, Bouzouki, Lyra et cetera, mit Obertongesang und Vocals in Alt-Angelsächsisch. Die Tracks, sagt er, gibt es schon – er selbst ist nur der Kanal, die spirituelle Leitung. Klingt verschwiemelt, aber rasch ist man gewillt, ihm zu glauben, besonders auf diesem dritten Sowulo-Album, dem ersten für Season Of Mist. Faber hat hiermit seinen Rhythmus und seine Tonalität gefunden – und das, ohne allzu sehr im Fahrwasser von Heilung zu driften. Seine Beschwörungen und nächtlichen Jagden wirken sanfter, runder orchestriert. NIHT bedeutet Nacht, und Sowulo fasziniert der Prozess des Einschlafens als erstem Schritt ins nächtliche Nichts, zur Regeneration, aber auch in todesähnliche Ruhe. Inspiration für das Album waren zeitnah der Verlust von Vater und Stiefvater, und mit diesem Wissen bekommt die Klangreise noch mehr Tiefe: In dieser Nacht beginnt und endet alles, auf einem Album, das schnell drei, vier Mal durchläuft, ohne dass man die vergangene Zeit spürt. Hypnotisch, und ein Tipp für Wardruna- sowie Heilung-Fans.
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Quelle: METAL HAMMER.de