Kritik zu Amorphis BORDERLAND

Es ist in der Tat beeindruckend, auf welch hohem Niveau Amorphis stetig abliefern. Nach der Trilogie (bestehend aus UNDER THE RED CLOUD (2015), QUEEN OF TIME (2018) und HALO (2022)) kommt mit BORDERLAND nun wieder ein eigenständiges Werk. Nicht nur Sänger Tomi Joutsen zeigt erneut, was er kann. Klar singend in der leicht poppigen Eröffnungsnummer ‘The Circle’ oder mit tiefen Growls in der darauffolgenden Wuchtbrumme ‘Bones’ – Joutsen packt gleich zu Beginn der neuen Platte sein Repertoire auf den Tisch. Doch nicht nur er, sondern auch der Rest der Band glänzt mit Können und Kreativität. Ebenso sind nicht nur die ersten beiden Nummern Mitsinggaranten. ‘Dancing Shadow’ überzeugt vor allem durch die zauberhaften Klaviertöne und melancholische Melodiebögen. Selbst als der Song richtig in Gang kommt, bleiben die verträumten Genussmomente, die gefühlt stark an ‘The Bee’ erinnern. Danke für den Ohrwurm! Ganz ähnlich verhält es sich mit ‘Fog To Fog’, nur ist hier die E-Gitarre das dominierende Instrument. In ‘The Strange’ rückt Jan Rechberger sein donnerndes Schlagzeug in den Vordergrund, was Tomi Joutsens Gesang ausgezeichnet unterstreicht – beinahe wie ein Duett. Mit ‘Tempest’ lassen es die Finnen etwas ruhiger angehen, ehe mit ‘Light And Shadow’ alles ausgepackt wird, was Amorphis ausmacht, inklusive Tempowechsel und Breaks. Vermutlich fiel genau deshalb auch die Wahl auf diesen Song als erste Single. Der Amorphis-Faden wird also weitergesponnen, wenn man so will. Immerhin sind auch ‘The Lantern’, die Titelnummer und ‘Despair’ durchweg mitreißend. BORDERLAND ist Amorphis, wenn auch in Nuancen anders. Eben das macht die Band jedoch aus, und genau deshalb bewegt sich das Sextett nach all den Jahren noch immer am Puls der Zeit.


Amorphis sind immer fantastisch – allerdings boten die letzten Alben zunehmend mehr vom Ähnlichen. BORDERLAND setzt willkommene Akzente, die den gewohnten und geliebten Klang der Finnen ergänzen, erweitern, neu einfärben, ohne an Kern und Herz zu rütteln. Das dürfte nicht nur jene Fans, welche die Band im letzten Jahrzehnt aus den Augen verloren haben, wieder neu begeistern. Sebastian Kessler (6 Punkte)

Bandboss Esa Holopainen gehen die genialen Melodien einfach nicht aus. Klar, die letzten Alben sind stilistisch ähnlich gelagert, und beim letzten Werk HALO schien der Zenit überschritten. Aber wenn dabei Gänsehautgaranten wie ‘Bones’ oder ‘Fog To Fog’ herauskommen, kann man sich nur verneigen. Diese Band klingt zudem finnischer als die finnische Nationalhymne und wird demnächst sicher zum nationalen Kulturgut erklärt. Marc Halupczok (6 Punkte)

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Quelle: METAL HAMMER.de