Kritik zu BORDERLANDS 4
Sechs Jahre nach ‘Borderlands 3’ (2019) wagt Gearbox Software den Neustart. Damals spalteten überdrehte Figuren und flache Antagonisten die Fan-Gemeinde, während das Genre von Open World-Exzessen und Service-Spielen überschwemmt wurde. In dieser Gemengelage präsentiert sich ‘Borderlands 4’ als Rückbesinnung – und zugleich als Versuch, die Serie neu zu beleben. Auf dem Planeten Kyros hat sich der Zeitwächter zum Diktator erhoben. Vier neue Klassen treten ihm entgegen, jede mit eigenen Stärken, die den Spielstil spürbar variieren. Hier blitzt die alte Magie der Reihe auf: das fiebrige Gefühl, mit jeder Waffe mächtiger zu werden, und der Nervenkitzel, mit jedem niedergerungenen Gegner stärkere Ausrüstung zu finden. Doch die Inszenierung bleibt zwiespältig. Der Antagonist bleibt blass, und die Handlung dient vor allem dazu, die Dauergefechte aneinanderzureihen.
Die Vision, Machtmissbrauch und Rebellion erzählerisch zu verdichten, verflüchtigt sich häufig im Kugelhagel. So bleibt der Kern bei der ewigen Jagd nach Ausrüstung, die zwar süchtig macht, aber kaum narrativen Tiefgang entfaltet. Dafür überzeugen die Community-Features: Crossplay über alle Plattformen ist endlich Realität, und im Koop lassen sich Schwierigkeitsgrade individuell einstellen. Hier schimmert der typische Geist von ‘Borderlands’ durch, das seit jeher als anarchisches Abenteuer funktioniert. Schwächen zeigen sich jedoch in der offenen Welt, die wie ein Pflichtprogramm wirkt, und in technischen Problemen, die den Spielfluss dämpfen. Der Traum vom besten Serienteil bleibt vorerst unerfüllt. Zwar verspricht Gearbox Software stetige Erweiterungen, doch noch wirkt Kyros mehr wie eine Bühne für Beutezüge als für große Erzählungen. Wer jedoch nach Stunden voller Chaos, Loot und Koop-Abenteuern sucht, findet in ‘Borderlands 4’ trotz Schwächen genau das ‘Borderlands’, das seit jeher süchtig macht.
Quelle: METAL HAMMER.de















