Serj Tankian über Freundschaft und Kommerz

In einem Interview vom 29. Oktober sprach Serj Tankian mit dem Kerrang! Magazin über sein neues Soloalbum COVERS, COLLABORATIONS & COLLAGES. Dabei berichtete er, wie das Solomusizieren das Band-Klima verändert hat und dass System Of A Down aktuell die beste Zeit ihres Lebens haben.
Unter anderem kam in dem Interview die Beziehung der Band-Kollegen Daron Malakian (Gitarre, Gesang), John Dolmayan (Schlagzeug) und Shavarsh „Shavo“ Odadjian untereinander zur Sprache. Tankian sagte: „Wir haben im Moment als Band die beste Zeit unseres Lebens. Wir genießen die gemeinsamen Erlebnisse auf Tournee. Es ist sehr harmonisch. Wir sind involviert in die persönlichen Leben der anderen. Es ist so, wie ich mir das Miteinander in der Band immer vorgestellt habe. Wir mussten uns erst mit unseren eigenen Problemen auseinandersetzen und dann wieder zusammenfinden, um zu lernen, das, was wir haben, wertzuschätzen.“
Eine neue Einstellung
Im Gespräch über die zuletzt angekündigte, Zehn-Stopp-Europatournee, erzählt Tankian: „Wir spielen nicht so viele Konzerte. Wir suchen uns aus, was wir machen wollen und reden untereinander über unsere Wünsche und Vorstellungen. Wir machen keine Tournee im herkömmlichen Sinne. Wir fragen uns einfach: ‚Hey, wohin willst du mal reisen?‘ Zum Beispiel starten wir die Europatournee in Stockholm. Das war so eigentlich nicht geplant, aber Daron (Malakian) hat es vorgeschlagen, weil er die Stadt sehen wollte. Und ich: ‚Bro, du willst nach Stockholm? Dann lass uns dort starten!‘ Er meinte: ‚Wirklich?‘, und ich habe gesagt: ‚Ja! Wenn mein Freund nach Stockholm will, gehen wir nach Stockholm!‘“
Er fährt fort: „Seitdem wir unsere Einstellung geändert haben, ist es toll. Wir achten mehr darauf, was wir als Freunde denken, als das zu tun, was eine professionelle Band tun sollte. Das war ein ziemlicher Turn-off, bevor wir uns eine Pause nahmen. Für mich auf jeden Fall, aber auch für den Rest der Band, das haben sie zugegeben.“
Kunst über Kommerz
Außerdem betonte er, dass System Of A Down die Kunst und die Freude an der Sache wichtiger sei als der Kommerz: „Wir sind keine Verkaufsobjekte. Wir sind Künstler und wir wollen auch Künstler bleiben. Wir wollen vorsichtig sein und nicht zu viele Shows spielen, also sind wir wählerisch. Wir spielen 10 bis 15 Konzerte im Jahr, und jetzt füllen wir Stadien statt Arenen, und das ist überwältigend für uns. Wir hätten nie gedacht, dass das in unserer Karriere passieren würde“
Dass System Of A Down solch eine harmoniegeprägte Band sind, sei nicht immer so gewesen. In seinem 2024 erschienenen Buch ‘Down With The System’ ließ Tankian verlauten, dass fehlende künstlerische Bestätigung und Erfüllung in der Band ihn ursprünglich zu seinem Soloprojekt brachte. Dieses „Loch“ in ihm sei jetzt geheilt: „Meine Solokarriere hat mir das Selbstbewusstsein gegeben, die Band mit einer neuen Perspektive anzugehen und System Of A Down in einem neuen Licht zu sehen.“
Tankian zeigt, was es bedeutet, sich selbst treu zu bleiben: „In der Musikindustrie bringt man ein Album raus und geht danach für anderthalb bis drei Jahre auf Tournee. Nach einer Weile hat das für mich persönlich nicht mehr funktioniert. […] Bei Bands, die das tun, sinkt die Nachfrage, und Bands, die das nicht tun, ob ungewollt oder intendiert, wachsen.“
System Of A Down setzen persönliches Glück über Kommerz. Und Verkaufszahlen der aktuellen Tournee zeigen: Manchmal ist es fruchtbarer, den kommerziellen Weg nicht zu gehen.
Die kommende Europatournee startet am 29. Juni in Stockholm und endet am 19. Juli in Warschau. Dazu gehören auch zwei deutsche Tourneetermine: Am 8. Juli spielen System Of A Down in Berlin im Olympiastadion, und am 10. Juli im Open Air Park in Düsseldorf. Die Tournee ist weitgehend ausverkauft. Tankians Soloalbum erschien am 24. Oktober.
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Quelle: METAL HAMMER.de
















