Castle Rat live in Berlin: Bericht vom Konzert

Inwieweit der prall gefüllte Club am heutigen Abend einen Besucherzuwachs aufgrund des abgesagten Queens Of The Stone Age-Konzerts verzeichnen kann, bleibt eine unbeantwortete Frage. Fakt ist, dass schon zum Vorprogramm von Daevar eine beachtliche Zuschauerzahl in den ehemaligen Kinosaal drängt. Das Kölner Trio um Sängerin und Bassistin Pardis Latifi überzeugt mit starkem Stoner-Grunge, der seine Hole-Hausaufgaben gemacht hat.

Castle Rat, Berlin, Lido, 23.10.2025

Erste Schauwerte folgen im Anschluss schon in der Umbaupause. Wenn schon die Stagehands Kapuzenmäntel tragen (oder legt hier doch die Band selbst Hand an?), weiß man, dass Bühneninszenierung heute großgeschrieben wird. Um 21:15 ist es so weit, und die Castle Rat-Revue kann beginnen. Während Kerzen auf dem Gitarren-Box-Topteil als flackerndes Stimmungs-Detail dienen, wird per Erzählung das zugrunde liegende Fantasysetting etabliert.

Barbarisch verwegener Look

Musikalisch verlässt sich die Brooklyner Band indes auf Doom-Bewährtes: Sowohl Black Sabbath als auch Pentagram bestimmen den tonalen Plot um die „Rat Queen“, Sängerin und Rhythmusgitarristin Riley Pinkerton, Lead-Gitarrist Franco „The Count“ Vittore, Bassist Charley „The Plague Doctor“ Ruddell und Schlagzeuger Joshua „The All-Seeing Druid“ Strmic. Im Gegensatz zu ihren kostümierten männlichen Mitstreitern besticht Frontkönigin Pinkerton mit freizügiger Minimal(-ver-)kleidung und einem barbarisch verwegenen Look, der wie eine wilde Mischung aus Frank-Frazetta-Fiebertraumfantasie und den Statistinnen aus Mötley Crües ‘Looks That Kill’-Video aussieht.

Castle Rat, Berlin, Lido, 23.10.2025

Die immer wieder erfolgenden Angriffe der „The Rat Reaperess“, jener ebenfalls zur Band gehörenden, anthropomorphen und mit Sense bewaffnet den Tod personifizierenden Antagonistin im Ganzkörperrattengewand, erfordern den behänden Wechsel von Mikro und Langklingenschwert – eine Disziplin in der sich die Hochwohlgeborene genauso gut schlägt wie der Gitarristen-Graf mal ein klassisch motiviertes Randy Rhoads-Solo rauszuhauen imstande ist.

Theatralische Treffer

Vermutlich angelehnt an Alice Coopers tausend Bühnentode will jedoch auch „The Rat Reaperess“ (gespielt von Madeline Wright) keine Ruhe geben, und so kommt es im Verlauf des Konzerts immer wieder zu Schlagabtauschen zwischen den beiden Widersacherinnen. Dass sich die Band leider eher auf solch theatralische Treffer fokussiert, auf musikalischer Ebene aber echte Hits weitgehend fehlen, fällt vor allem gegen Ende der Show auf, als mit dem balladesken ‘Cry For Me’ doch noch eine melodische Abwechslung auf dem Programm steht.

Castle Rat, Berlin, Lido, 23.10.2025

So ist das gesamte Spektakel nach überschaubarer Spielzeit auch recht schnell beendet. Mit bislang zwei Alben im Rücken haben Castle Rat für sich eine erweiterte Exposition etabliert, die durchaus unterhaltsam ist, für eine zukünftige (und längerfristige) Fortsetzung und -führung dann aber noch die ein oder andere dramaturgische wie auch kompositorische Wendung mitbringen sollte.


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Frank Thießies

Frank Thießies

Frank Thießies



Quelle: METAL HAMMER.de