Das Metal-Jahr 1985: Metal mittendrin
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Obgleich das unter der Ägide von Scorpions-Produzent Dieter Dierks aufgenommene Sechstwerk der Solinger Stahlschmiede seinerzeit als überraschend kommerziell wahrgenommen wurde, gilt der Nachfolger von BALLS TO THE WALL (1983) bei vielen Fans bis heute als Klassiker. Dies liegt nicht nur am ikonischen Artwork und Personal (inklusive Rückkehrer Jörg Fischer an der Gitarre), sondern natürlich auch am im Gros überzeugenden Liedgut: Die Singles umfassen ‘Midnight Mover’, den (von Gitarrist Wolf Hoffmann mit Tschaikowski- und Beethoven-Referenzen gespickten) Titel-Track sowie ‘Screaming For A Love-Bite’.
Zudem erklingen lange Zeit gern zum Besten gegebene Livehits wie ‘Up To The Limit’ oder ‘Living For Tonite’ sowie der in bester Reibeisenmanier gekreischte Ohrwurm ‘Too High To Get It Right’ und das von Männerchören gesäumte Finale ‘Bound To Fail’. Als experimenteller gilt ‘Teach Us To Survive’ mit seinen jazzigen Ausflügen. In Deutschland rückt METAL HEART bis auf Platz 13 der Charts vor; auf dem angestrebten US-Markt reicht es nur für Position 94. Dass Accept der auf dem Artwork dargestellte Mensch-Maschine-Komplex weiter umtreibt, beweist das 2024 veröffentlichte, klar darauf zurückgreifende HUMANOID. (KR)
Anthrax SPREADING THE DISEASE
Sängerwechsel auf dem zweiten Album stellen die meisten Bands vor ein großes Problem. In diesem Fall erweist sich die Neubesetzung am Mikro allerdings als Volltreffer. Joey Belladonna ersetzt Neil Turbin, der das Debüt FISTFUL OF METAL (1984) eingesungen hatte und verleiht dem Anthrax-Sound mit seiner kraftvoll-melodischen Stimme eine unverwechselbare Note. Zudem zeigt sich die Band gereift, sowohl was die Kompositionen als auch die Produktion betrifft. Klingt das Vorgängeralbum noch betont ruppig und verströmt massives Undergroundflair, fällt der Klang nun massenkompatibler aus. Dies passt auch zu den griffigeren Song-Strukturen und der gewachsenen Eingängigkeit (die Single-Auskopplung ‘Madhouse’ erhält dennoch kaum Airplay auf MTV, weil die Verantwortlichen im Sender fälschlicherweise davon ausgehen, dass das Lied Menschen mit mentalen Erkrankungen verunglimpft).
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Mit ‘A.I.R.’ enthält SPREADING THE DISEASE einen weiteren Kracher, der in den Folgejahren zum festen Liverepertoire gehört und laut Scott Ian in ausgeschriebener Form „Adolescence In Red“ Bezug auf George Gershwins Komposition ‘Rhapsody In Blue’ nimmt. Eine ähnlich bahnbrechende Bedeutung besitzt SPREADING THE DISEASE nicht, stellt aber rückblickend einen der elementaren Bausteine für Anthrax’ spätere Karriere dar. Nicht zuletzt wegen des Einstiegs von Joey Belladonna. (MW)
Angel Witch SCREAMIN’ N’ BLEEDIN’
Die zweite LP der NWOBHM-Underdogs ist die Definition von kriminell unterbewertet. Zwar kommt sie lange nicht an das wahrlich meisterhafte Debüt heran, doch schaffen die Jungs mit Dave Tattum am Mikrofon ganz neue Nuancen. Epischer, abgerundeter und etwas polierter, aber auch uninspirierter und bedeutend weniger hart. Dafür ziemlich erfolglos – trotz absolutem Kultpotenzial bei Brechern wie ‘Afraid Of The Dark’. Leider wird es im Anschluss noch stiller um Angel Witch. Und auch heute scheinen die Briten nichts mehr mit dieser Platte zu tun haben zu wollen. (SL)
Auf dem Cover schickt sich der Gehörnte mit Kruzifix-Zwille an, die guten Leute der Achtziger aufzuschrecken. Aus heutiger Sicht zielte TO MEGA THERION geradewegs auf den Metal-Olymp. Tom G. Warrior war mit dem Vorboten Hellhammer sowie kurz darauf Celtic Frost Mitte der Achtziger so produktiv, dass es ob des Kultstatus nahezu verwunderlich klingt, dass es sich hier um das Debütalbum des schweizerischen Trios handelt. Pauken und Waldhörner umrahmen majestätisch, was einer der Grundsteine neuer Metal-Sub-Genres werden sollte. Ihr Label bewarb Celtic Frost als Avantgarde, und auch METAL HAMMER erkannte sie bereits in der Novemberausgabe des Release-Jahres als Visionäre – heute können wir TO MEGA THERION als wegweisend für Black- und Death Metal benennen.
Die neun Songs und ihr erhabenes Intro klingen auch heute noch souverän; hier ist es thrashig, da bricht sich ein sägendes Riff Bahn, und unter allem grummelt der Doom. Der rohe, dunkle Sound ist damals etwas Ungehörtes – kein Wunder also, dass sich unzählige Bands auf Celtic Frost berufen und mindestens die Schweden Therion sich bereits wenige Jahre nach der Veröffentlichung nach diesem Album benannten. Hier entstand Großes, und dasselbe galt für den experimentellen Nachfolger INTO THE PANDEMONIUM (1987). Auch wenn Celtic Frost heute nicht mehr bestehen, gibt es vereinzelte Songs noch immer mit Warriors Triptykon live zu hören. (AE)
Dio SACRED HEART
Fällt im Dio-Diskurs das Stichwort SACRED HEART, bestimmen schnell zwischenmenschliche Aspekte die Diskussion. Dass Gitarrist Vivian Campbell noch während der folgenden Albumtournee gefeuert wird und es auch zuvor schon großen Unmut in den Musikerreihen ob des Band-Hierarchiegefüges gibt, bleibt unumstritten. Jedoch vergisst man dabei fast den weithin extrem hohen Qualitätsstandard, den Dio, die Band, auch auf ihrem dritten Album mühelos hält. Auf melodische Eingängigkeit bedacht, kredenzt die Band vom starken Titel-Song bis zum wunderbaren ‘Rock ’n’ Roll Children’ reihenweise himmelstürmende, dabei jedoch immer geerdete Hard Rock-Hymnen.
Lediglich ‘Hungry For Heaven’ ist noch stärker als der Rest auf Hit gebürstet: Der Soundtrack-Beitrag zum kultigen Coming Of Age-Drama ‘Vision Quest’ lässt sich sowohl von ‘Baba O’Riley’ als auch von Bon Jovi-Keyboarder David Bryan beflügeln und wartet mit einem Killer-Kehrvers auf, der aus seinen (nicht unehrenhaften) kommerziellen Absichten keinen Hehl macht. Mit einer Durchschnittswertung von 6,20 Punkten ist die Platte somit – auch retrospektiv zu Recht – in der Septemberausgabe 1985 die erste Siegerscheibe in der damals neu initiierten METAL HAMMER-Rubrik namens Soundcheck. (FT)
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Quelle: METAL HAMMER.de