Debütwerk HAUNTED feiert 30. Jubiläum

Die Neunziger standen in Florida ganz im Zeichen des Death Metal. Ursprünglich eine Evolution des Thrash Metal, besetzten Bands wie Death oder Obituary schnell ihre eigene Nische und etablierten ihre Musik zu einem eigenständigen Subgenre. Mitten in dieser noch jungen Szene standen die Giganten der Unterwelt Cannibal Corpse, deren Sänger Chris Barnes schon länger ein Nebenprojekt am Wickel hatte. Six Feet Under war eine Spielerei zwischen Musikern, die fast alle noch eine oder sogar mehrere Bands am Laufen hielten. Allen West spielte seine Gitarre auch bei Obituary, genau wie sein Bassistenfreund Terry Butler. Zweiterer haute zusätzlich auch bei Death und Massacre in die Saiten. Lediglich Schlagzeuger Greg Gall war voll und ganz für Six Feet Under verhaftet.

Wendepunkt mit musikalischem Ausgang

Die Situation änderte sich schließlich 1995. Chris Barnes flog aus Cannibal Corpse – später deckten die Musiker auf, dass es schon länger persönliche Differenzen gab und diese Entscheidung der Höhepunkt der Streitigkeiten war. Auf einmal hatte Barnes viel Freizeit, die er prompt in Six Feet Under steckte. Noch im selben Jahr erschien ihr erstes Studioalbum HAUNTED. Dieses Debütwerk feiert nun sein 30. Jubiläum.

Im Gegensatz zu Barnes’ Arbeit bei Cannibal Corpse setzt HAUNTED auf mittelschnelle Grooves, düstere Riffs und eine Atmosphäre, die eher an Horrorfilme als an Splatterfestivals erinnert. Die Produktion ist roh, aber druckvoll – ein Sound, der sich wie feuchter Friedhofsnebel über die einzelnen Lieder legt. Songs wie ‘Silent Violence’, ‘Remains Of You’ oder der Titel-Track zeigen, dass Death Metal nicht immer rasen muss, um zu erschrecken. Barnes’ markante Growls wirken hier wie das Echo eines Grabs, das nie ganz geschlossen wurde.

Innovation kann auch langsam sein

HAUNTED wurde von der Szene zunächst mit gemischten Gefühlen aufgenommen: zu langsam, zu simpel, zu anders. Doch genau das machte es besonders. Es war kein Versuch, Cannibal Corpse zu kopieren, sondern ein Statement: Death Metal kann auch schleichen, kriechen, und dabei genauso tödlich sein. Zugegebenermaßen kam die persönliche Note bei diesem Werk noch etwas kurz. Six Feet Under fanden ihre Identität jedoch schnell und liefern bis heute makellos ab. Nun gilt das Album als Kultklassiker und Startpunkt für eine der langlebigsten Death Metal-Bands der USA. Six Feet Under veröffentlichten seitdem über ein Dutzend Alben – mit wechselnden Line-ups, aber stets mit Barnes als morbidem Zeremonienmeister und Frontröchler.


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Quelle: METAL HAMMER.de