ESO-Taverne 2025: Helden, Hochzeiten, Heldrungen
Was ist Realität, was Spiel? In der Wasserburg Heldrungen verschwimmen diese Grenzen. Kaum ein MMORPG ist so lebendig und von einer so engagierten Community getragen wie ‘The Elder Scrolls Online’ (ESO). Seit mehr als einem Jahrzehnt entführt es seine Spieler in eine faszinierende Fantasy-Welt voller Abenteuer, Mythen und Geschichten. Zur Feier ihrer elften Auflage hat die ESO-Taverne am 12. und 13. Juli ihre Helden in die Wasserburg Heldrungen gerufen. METAL HAMMER war dabei.
Prominente Fans
Schon beim ersten Blick über das Gelände der Wasserburg Heldrungen wird deutlich, wie eng das ‘The Elder Scrolls’-Universum und die Metal-Szene miteinander verwoben sind. Wer keine mittelalterliche oder Franchise-Kostümierung trägt, zeigt sich stolz in Bandshirts von Metallica, Feuerschwanz, Powerwolf, Trivium oder Saltatio Mortis. Vor allem beiden letzteren pflegen eine besondere Verbindung zum Spiel. Trivium coverten 2021 das Bardenlied ‘Reach With Chant’ und steuerten mit ‘The Phalanx’ einen weiteren Song für Werbezwecke bei. Frontmann Matt Heafy gilt als großer Fan der ‘The Elder Scrolls’-Reihe und unterstützte sogar die Verlosung einer exklusiven Gitarre, die in Kooperation mit Entwickler Bethesda Softworks entstand.
Auch Saltatio Mortis tragen ihren Teil zur fiktiven Welt von Tamriel bei: 2021 veröffentlichten sie den Song ‘Hochmütige Heiler’, gefolgt von ‘Pray To The Hunter’ im Jahr 2022, inklusive eines aufwendig gestalteten Musikvideos für die DLC-Erweiterung ‘High Isle’. Diese musikalischen Beiträge sind nur ein kleiner Teil dessen, was die ESO-Taverne ausmacht. Sie ist weit mehr als ein simples Fan-Treffen: Gaming ist längst keine Randerscheinung mehr, sondern fest verwurzelt im Leben zahlreicher Menschen aller Altersgruppen.
Ein älteres Ehepaar in Nord-Rüstung ein Teenager mit Khajiit-Ohren, ein Kind mit Schwert und Schild – Besucher wie diese füllen die Burg mit Leben. Was 2012 als kleines Community-Treffen im Rahmen der Gamescom begann, hat sich zu einem Großevent entwickelt. Im Jahr 2024 erreichte die ESO-Taverne erstmals die Marke von 1000 Teilnehmern. Vergleichbare Events gibt es auch in anderen Ländern wie Polen oder Australien. Doch keines übertrifft die deutsche ESO-Taverne. Hierzulande gibt es schließlich nach den USA die größte Anzahl an Spielern.
In Heldrungen war das Treffen bereits im vergangenen Jahr ausgerichtet worden. Dank gesammelter Erfahrungen präsentiert sich die ESO-Taverne nun professioneller denn je. Dennoch steht das Organisationsteam immer wieder vor überraschenden Herausforderungen: Zum BBQ-Empfang am Freitagabend erscheinen statt der erwarteten 100 Gäste plötzlich fünf Mal so viele. ‘The Elder Scrolls Online’ boomt. Seine Entwickler, die regelmäßig die ESO-Taverne besuchen, bleiben trotz des Trubels bescheiden. „Wir sind auch nur ganz normale Menschen“, betonen sie. Für die Fans jedoch sind sie die Architekten ihres liebsten Fantasy-Universums, die das Event erst zu dem machen, was es ist.
In Schlangenlinien durch Tamriel
Der Weg zum Check-In zieht sich spürbar in die Länge – ein logistisches Novum, das der wachsenden Bedeutung der Veranstaltung geschuldet ist. Man wünscht sich Schattenstute herbei, vielleicht auch etwas argonisches Bier oder Skooma, um die Wartezeit am Einlass angenehmer zu gestalten. Doch sobald diese erste Hürde genommen ist, verfliegt der Stress. Im Inneren der Burg erwartet die Besucher ein abwechslungsreiches Programm: Bogenschießen, Schwertkampf, Schmuckherstellung oder Kerzengießen stehen auf dem Plan. Selbst ein Brettspiel rund um ‘The Elder Scrolls’ kann vor Ort ausprobiert werden. Auf einer Stempelkarte werden die bereits absolvierten Aktivitäten dokumentiert. An jeder Ecke gibt es etwas anderes zu tun. Die Möglichkeiten sind derart vielfältig, dass sie an die dichte Erzählweise der Spielserie erinnern.
Viele Teilnehmer tragen stolz selbstgefertigte Kostüme. Besonders zwei prunkvolle Outfits, welche die Daedra-Fürsten Molag Bal und Malacath darstellen sollen, stechen hervor – Meisterwerke, in die monatelange Arbeit und Hingabe geflossen sind. Für alle, die nicht vor Ort sind, kommentiert ein Livestream die Ereignisse und präsentiert die beeindruckenden Monturen. Regelmäßig finden Gesprächsrunden mit den Entwicklern von ‘The Elder Scrolls Online’ statt. Die Community trifft sich hier, und kommt in entspannter Atmosphäre auch mit den Machern zusammen. Der gepflegte Austausch ist allen wichtig – schließlich soll die ESO-Taverne noch lange bestehen. Und ‘The Elder Scrolls Online’ ebenfalls.
Je nach Gildenzugehörigkeit lagern die Besucher in einem dafür reservierten Bereich, tauschen sich aus, suchen Neuzugänge am schwarzen Brett. Trotz des Regens haben viele Besucher vor den Burgtoren ihre Zelte aufgeschlagen – echte Nord eben, zäh und für jedes Wetter gewappnet. Immerhin kostet die Übernachtung in der Taverne keine zehn Goldstücke wie aus den ‘The Elder Scrolls’-Ablegern gewohnt. Wie groß die Begeisterung ist, zeigt sich auch an der Internationalität der Gäste: Zwei Fans sind eigens für die ESO-Taverne aus Alabama angereist – mit einem Flug, der sie 4000 Euro kostete. Ein anderer erzählt, er habe beim Umzug nach Deutschland nur seine Katze in seine Unterkunft mitgenommen. Seine virtuelle Wohnung in ‘The Elder Scrolls Online’ allerdings sei perfekt eingerichtet.
Regen draußen, Feuer innen
Trotz des launischen Wetters klingen in der Wasserburg Heldrungen Metbecher und Bierflaschen fröhlich aufeinander. Prasselnde Regenschauer treiben die Gäste in die Zelte. Auch im Inneren der Burg finden die Besucher angesichts reich gedeckter Tafel (leider alles nur Requisiten) Schutz. Echt ist dagegen ein riesiger Kuchen in der Form des ‘The Elder Scrolls’-Kontinents Tamriel; er zieht die Menschenmenge an – die Schlange davor ist entsprechend lang. In den späten Abendstunden wird Stockbrotteig gereicht, der über offenem Feuer gebacken wird. Eine wohlige Stärkung in der kühlen Sommernacht.
Als abschließendes Highlight des ersten Tags bekommen alle eine Fackel in die Hand gedrückt. Der Plan: Auf einer Grünfläche innerhalb der Wasserburg Heldrungen sollen die Besucher den ESO-Schriftzug nachstellen, aus der Luft fotografiert eine Drohne das Spektakel. Ein wenig Gedrängel, dann ist das Kunstwerk im Kasten. Schließlich verlangt die kollektive Müdigkeit nach Schlaf. Wie stark die Bindung der Community ist, zeigt sich in diesem Jahr ganz besonders: Danny und Celine, die sich durch das MMORPG kennengelernt haben, stellen im Stil von ‘The Elder Scrolls Online’ ihre Hochzeit nach und gaben sich vor dem Schrein von Mara noch einmal das Ja-Wort. Das Artefakt sei schon länger in Planung gewesen, sagen die Veranstalter – es brauchte nur den richtigen Anlass, um die Liebesgöttin zu würdigen.
In den zwölf Jahren, in denen die ESO-Taverne existiert, ist das Event stetig gewachsen – trotz zuweilen schwankender Spielerzahlen von ‘The Elder Scrolls Online’. Auf lange Sicht hat das es allerdings beachtliche Beständigkeit bewiesen. Gut möglich, dass ein ‘The Elder Scrolls 6’ die Zahlen temporär nach unten drückt. Doch sie werden sich erholen. Die jährliche ESO-Taverne zeigt: Der harte Kern trifft sich immer wieder aufs Neue und wächst stetig.
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Quelle: METAL HAMMER.de