Jon Oliva spricht über seinen Unfall und das kommende Album

Was wären Savatage ohne Jon Oliva? Das werden Fans der amerikanischen Heavy Metal-Band bald herausfinden. Denn der Sänger und Keyboarder wird aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes leider nicht bei Savatages kommender Tournee dabei sein. In einem Interview mit dem brasilianischen Musikjournalist Marcelo Vieira spricht Oliva über seinen Unfall und Savatages kommendes Album.

Der schicksalhafte Tag

2023 erlitt Jon Oliva einen dreifachen Bruch des T7-Wirbels, aufgrund dessen der Sänger bis heute auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Außerdem wurden bei ihm Multiple Sklerose und die Ménière-Krankheit diagnostiziert, was seinen Gesundheitszustand weiter verschlechterte. Im Interview erklärt Oliva, dass seine Verletzungen ihn noch immer stark beeinträchtigen: „Ich fühle mich echt beschissen. Na ja, ich habe meine Lektion gelernt. Erstens: Brich dir nie die Wirbelsäule. Das ist mein erster Tipp, denn das ist unglaublich schmerzhaft und dauert lange, bis es heilt. Leider habe ich mir meine Wirbelsäule gleich an drei Stellen gebrochen.

Ansonsten geht es mir gut, außer dass ich aufgrund des Bruchs nicht singen kann. Ich kann mich noch nicht so gut bewegen, weil es noch nicht ganz verheilt ist. Dementsprechend kann ich auch noch keine Physiotherapie machen. Ich sitze also im Grunde fest, und das ist scheiße und ich bin sehr enttäuscht, aber was soll man machen? Wenn ich einen Fuß weiter nach links eingeschlagen hätte, wäre ich jetzt tot. Mein Truck wurde in zwei Hälften gespalten, und mich hat der Baum nur um wenige Zentimeter verfehlt. Es war beängstigend. Ich fuhr durch eine Pfütze auf der Straße, kam ins Schleudern, kam von der Straße ab und prallte gegen einen Baum, der mein Auto glatt in zwei Teile zerteilte. Wie gesagt, der Baum hat meinen Körper um nur wenige Zentimeter verfehlt.“

Trotzdem mit dabei

Trotz seines Zustands wird Jon Oliva auf der kommenden Tournee Savatage als „musical director“ unterstützen. Eine Dynamik, an die die Band sich gewöhnen muss: „Es ist alles etwas seltsam und ungewohnt. Ich war der Erste, der diese Tour auf die Beine gestellt hat. Als dann der Unfall passierte, lag ich sieben Monate lang im Krankenhaus, und meine Manager sagten: ‚Wir sollten wahrscheinlich einfach absagen.‘ Ich sagte: ‚Auf keinen Fall. Lasst mich ein bisschen darüber nachdenken.‘ Danach sprach ich mit allen Jungs und sagte: ‚Wie wäre es, wenn ihr einfach loszieht und es dieses Mal ohne mich versucht? Nur für diese Tournee, und sobald ich geheilt bin, komme ich zurück, und alles wird so sein wie davor.‘

Ich wollte unsere Fans nicht enttäuschen, denn jeder hat sich darauf gefreut – am meisten die Jungs in der Band. Mein Unfall hat alles vermasselt. Und ich bin nicht so egoistisch, dass ich sage: ‚Wenn ich nicht da bin, wird niemand spielen‘. So ein Mensch bin ich nicht. Also habe ich mich mit allen zusammengesetzt. Ich habe eine Setlist zusammengestellt und gesagt: ‚Okay, ihr wollt das durchziehen? Ich bin dabei.‘ Ich werde bei allen Proben dabei sein und die musikalische Leitung übernehmen. Die Jungs sind hungrig. Sie werden das echt gut machen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sie euch in den Arsch treten werden. Ich wünschte natürlich, ich könnte dabei sein, aber kann es physisch nicht und werde nicht auf die Bühne gehen, wenn ich nicht hundert Prozent geben kann.“

Wenn nicht auf der Bühne, dann im Studio

Auf die Frage, ob Fans bald neues Material von der Band erwarten können, antwortet Oliva: „Wir haben eigentlich schon ein ganzes Album fertig. Ich habe mit [Gitarrist] Chris Caffery und mit [Gitarrist] Al Pitrelli an einigen Sachen gearbeitet. Einiges habe ich auch alleine geschrieben und jetzt haben wir im Grunde alles, was wir an Material brauchen. Wir wollten gerade anfangen, zusammen daran zu arbeiten, als dieser Unfall passierte. Ich war am Tag des Unfalls gerade auf dem Weg ins Studio. Es war einfach schlechtes Timing. Ich beschloss, die Jungs diese Shows in Südamerika und vielleicht ein paar Shows in Europa spielen zu lassen, und danach machen wir uns an die Arbeit für das Album.

Am Album kann ich in meinem aktuellen Zustand auf jeden Fall arbeiten, ich kann nur nicht auftreten, weil ich mit meiner Wirbelsäule nicht so lange stehen kann. Außerdem kann ich gerade nicht singen. Ich singe aus dem Zwerchfell heraus, und ich kann euch sagen, dass es sehr schmerzhaft ist, mit einer gebrochenen Wirbelsäule zu singen – es fühlt sich an, als würde jemand mit einem Schraubenzieher auf mich einstechen. Bis es mir also wieder besser geht, schicke ich die Jungs raus auf Tour, damit sie sich den Arsch aufreißen. Sie sind sehr aufgeregt, und ich freue mich für sie. Wir haben definitiv auch noch ein paar Überraschungen auf Lager.“

Über die musikalische Ausrichtung des neuen Albums hat Oliva Folgendes zu erzählen: „Es ist ein bisschen von allem. Es gibt einige wirklich großartige, schwere, dunkle Songs. Es gibt ein paar großartige progressive Songs, die an Queen erinnern. Wir haben so viel Material, dass wir vielleicht ein Doppelalbum daraus machen müssen. Selbstverständlich ist alles davon gut! Ich werde nicht einfach irgendein beschissenes Album zusammenklatschen und es Savatage nennen. Jeder Song muss eine 10 sein, und bis jetzt ist jeder Song, an dem wir gearbeitet haben, wirklich gut. Ich glaube, die Fans werden es lieben.“


Bestens informiert über dieses und alle weiteren wichtigen Themen im Metal bleibt ihr außerdem mit unserem Newsletter. Einmal pro Woche flattert euch übersichtlich sortiert ein Update ins Postfach. Einfach anmelden, damit euch auch sicher nichts entgeht.



Quelle: METAL HAMMER.de