Kritik zu Atomic Witch DEATH ETIQUETTE

Manche Bands spalten Schädel, manche Gemüter. Atomic Witch tun beides. Musikalisch bearbeitet die Band aus Cleveland auf ihrem zweiten Album nach CRYPT OF SLEEPLESS MALICE (2022) die Knochenschale vorwiegend mit einem seit den Achtzigern etablierten, pfeilschnell rotierenden Standard-Thrash-Bohrer. Und wenn dieser zu überhitzen droht, wechseln Atomic Witch zu Death- und Black-Aufsätzen (‘Dream Rot’) oder einer Doom-legierten Brechstange (‘Sabbath Breaker’), um sich in noch tiefere Schichten vorzufräsen. Gesanglich teilt das 2016 aus Bulk & Skull hervorgegangene Quintett sein Publikum in zwei Lager, denn Frontmann Greg Martinis keift und kotzt sich standardisiert aus, während Gitarrist Jesse Shattuck eine fleischgewordene Sirene mimt. Menschen mit dickem Nervenkostüm werden Letztere wohlwollend als theatralische Falsettstimme bezeichnen, empfindlichere Naturen hingegen als hysterische Heulboje: Shattuck schreit, als sei er gleichermaßen von tollwütigen Rob Halford- und King Diamond-Klonen besessen und werde bei lebendigem Leib auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Das passt zum Band-Namen, stellt die Toleranzgrenze aber auf eine harte Probe und führt dazu, dass sich Atomic Witchs 27-minütige Schädel- und Gemüterspalterei gut doppelt so lang anfühlt. Aua.

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Quelle: METAL HAMMER.de