Kritik zu Author & Punisher NOCTURNAL BIRDING

Das alte Pferd Industrial Metal kann man nicht in Ewigkeit peitschen, ist meine bescheidene Meinung. Dieses achte Author & Punisher-Album gibt mir im Kern kaum Grund, davon abzurücken – auch wenn Tristan Shone, der Kopf hinter Author & Punisher, eine sehr eigene Handschrift und das Ohr auf den ­Gleisen hat. In seinem Workshop in San Diego stapeln sich bizarre Maschinen Marke Eigenbau, mit denen er dystopische Soundcollagen schafft; live ­rackert er sich darin körperlich ab, Herr und Sklave seiner Mensch-Maschine. Drei Jahre nach dem letzten Album KRÜLLER reagiert Shone auf das politische Klima in den USA mit acht neuen Tracks, die ihn auf der Seite der Entrechteten, der Migrant:innen positionieren. Künstlerisch wählt er den Weg über die Natur: Die Tracks auf NOCTURNAL BIRDING basieren auf Vogelgesängen, die man ab und zu als Feldaufnahme hört (der klagend-röhrende Opener ‘Meadowlark’ und der illusionslose Closer ‘Thrush’ bilden die Klammer), meist aber für Gitarre, Synths und ­„Drone Machines“ de- und rekonstruiert sind. In ‘Black Storm Petrel’ wirkt das bretonische Industrial Sludge-Kollektiv Fange mit, in dem genialen Slow-Burner ‘Mute Swan’ gastiert Megan Oztrosits von den New Yorker Hardcore Noise-Punks Couch Slut. Schade: dass in ‘Titanis’ mit dem indonesischen Primal-Core-Ensemble Kuntari kein echter Dialog mit deren Natur-Sounds- und -instrumenten entsteht, sondern nur brachiales Nebeneinander. Trotzdem: Bravo für Tristans Ideen, Industrial neu zu denken.

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Quelle: METAL HAMMER.de