Kritik zu Baest COLOSSAL

In nur zehn Jahren haben sich die Dänen Baest (vormals Bæst) einen Namen in der internationalen Death Metal-Szene gemacht. Ihr Viertwerk krönt und erweitert diese Entwicklung – und macht seinem Namen alle Ehre: Das von Beginn an konstant besetzte Quintett durchzieht sein grabestief intoniertes Schaffen verstärkt mit traditionellen Heavy Metal-Melodien und erbaut damit ein durchschlagendes Riff-Gebilde, das beide Genres meisterhaft vereint. Einen ersten Eindruck davon vermittelt das von ansprechenden Gitarrenmelodien und memorabler Refrain-Zeile geprägte ‘Stormbringer’. Der tödliche Titel-Track stampft hingegen wuchtig und wütet zwischendrin alles kurz und klein – hier zeigen Baest deutlich, dass sie ihr angestammtes Genre trotz offenkundiger Neuausrichtung keineswegs verraten haben.

Die unwiderstehlichsten Riffs der Platte bieten der feierbare Refrain des erst sperrigen ‘In Loathe And Love’ und ‘Misfortunate Son (feat. ORM)’, während im wendungsreich riffenden und mit Cowbell aufwartenden ‘King Of The Sun’ Landsmann Jesper Binzer von den Tourneepartnern D-A-D auffälligen Klar­gesang (später auch im Schlagabtausch mit Simon Olsen) liefert – eine überraschende Wendung, die dem Lied sowie auch dem Gesamtwerk zusätzliche Auflockerung verleiht. Bitterböse Nummern wie ‘Imp Of The Perverse’ oder ‘Mouth Of The River’ fräsen sich mit brutalen Hit-Qualitäten und den titelgebenden Schlagworten direkt ins Hirn; das gitarrendominierte Instrumental ‘Light The Beacons’ unterstreicht indes Baests Anspruch, sich noch weiter in traditionelle Gefilde vorzuwagen.

Auch wenn sich der Vergleich nicht direkt aufdrängt, fühlt man sich beim Hören doch immer wieder an Amon Amarth erinnert, die den Spagat zwischen überlegenen, von traditionellen Spielarten inspirierten Riff-Melodien und gutturalem Gesang perfektioniert haben. In derart durchschlagenden Regionen mögen die Dänen noch nicht angekommen sein, Ansätze in dieser Richtung schimmern aber immer wieder deutlich durch und konnten offensichtlich auch die Jury unseres Soundchecks überzeugen. Mit seiner überraschend vielfältigen Ausstattung kommt COLOSSAL nicht nur als verdammt starkes Album daher, auf dem es jede Menge zu entdecken gibt, sondern zeigt auch einen gelungenen Grenzgang zwischen Death- und Heavy Metal, der großes Potenzial sowie Weiterentwicklung par excellence offenbart und der Truppe ganz neue Möglichkeiten eröffnen dürfte. Kolossale Leistung!

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Quelle: METAL HAMMER.de