Kritik zu Halestorm EVEREST

Der Seelen-Striptease geht weiter: Halestorm war schon immer eine von den Gefühlen von Sängerin und Songwriterin Lzzy Hale geprägte Band, was 2022 im Pandemiewerk BACK FROM THE DEAD gipfelte. Offenbar will das US-Quartett aber noch höher hinaus, wie seine sechste Errungenschaft EVEREST andeutet. Im Zentrum des Albums stehen stimmlich herausragende Offenbarungen wie der starke Titel-Track, das gänsehautträchtig intensive ‘Like A Woman Can’ und das als Klavierballade getarnte Monstrum ‘Darkness Always Wins’, die allesamt zuverlässig mitreißen. Mit dem zuerst souligen, später fast thrashigen ‘Rain Your Blood On Me’, der ballernden Screaming-Offensive ‘Watch Out!’ und dem teils gerapten Crossover-Song ‘K-I-L-L-I-N-G’ stellen die Grammy-Preisträger einmal mehr ihre irre stilistische Bandbreite unter Beweis, die einige auffällig furiose Riffs bietet, im Grande Finale ‘How Will You Remember Me’ aber auch am Kitsch kratzt. Nicht alle Stücke klingen weltbewegend und man muss schon ein gewisses Faible für die überbordende Emotionalität der Frontfrau haben, um das Werk in Gänze genießen zu können – wer sich jedoch von ihren zwischenmenschlichen wie Mental Health-Themen angesprochen fühlt, dürfte ihre grenzensprengende, stets authentische Expressionsfähigkeit zu schätzen wissen. EVEREST animiert zum Gipfelstürmen statt Aufgeben – wenngleich Titel wie Artwork beide Interpretationen zulassen und im Leben manchmal nur Momente zwischen beidem liegen mögen.

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Quelle: METAL HAMMER.de