Kritik zu Helloween GIANTS & MONSTERS
Wie ein gigantisches Monster, unbesiegbar und einschüchternd, könnte das vorherige Album HELLOWEEN (2021) auf die Band gewirkt haben: Die große Reunion wurde weltweit von Fans und Fachwelt gefeiert – wie soll es gelingen, noch einen draufzusetzen? Wobei: Solch einen Leidensdruck traut man den immer unbeschwert wirkenden, durch und durch mit positiver Energie durchströmten Helloween gar nicht zu. Und einen Grund, zu zaudern und sich vom eigenen Schaffen verunsichern zu lassen, gibt es sowieso nicht. Was dem zweiten Album nach der großen Mitgliederaussöhnung an dramatischer Hintergrundgeschichte fehlt, macht es mit Songs wieder gut! Dass Helloween Qualität liefern, ist ohnehin klar – immerhin haben sie diese Spielart des Power- und Melodic Metal miterfunden. Auf GIANTS & MONSTERS schleifen und polieren sie die Genre-Standards jedoch zur Perfektion!
Kein Wunder: Nicht nur versammeln sich unter dem Kürbis 40 Jahre hausgemachte Songwriting- und Musikerkompetenz, sondern eben auch Erfahrungen und (noch deutlicher als auf HELLOWEEN) Einflüsse aus Band-Projekten der Zurückgekehrten. Das rasende ‘Savior Of The World’ und die Langstreckenhymne ‘Universe (Gravity For Hearts)’ hätten exakt so auf einem der Kiske-Kultalben der Achtziger Jahre stehen können, ‘Under The Moonlight’ geht als geistiger Nachfolger von ‘Dr. Stein’ durch. ‘A Little Is A Little Too Much’ und ‘This Is Tokyo’ dagegen sind hypermelodisch schillernde und schmachtende Hard-Rocker, wie sie die Band in der Andi Deris-Ära perfektioniert hat. Andere Stücke tragen klar die Züge von Kai Hansens Gamma Ray: ‘We Can Be Gods’ bewegt sich in Sachen Härte phasenweise in Judas Priest-Sphären, ‘Majestic’ begeistert episch, kraftvoll und mystisch.
Der fortwährende Wechsel zwischen den drei Stimmen gelingt dabei kaum merklich – zugleich scheint jeder Part dem jeweiligen Sänger auf den Leib geschrieben. Dadurch wirken die Nummern nicht wie ein Sammelsurium, sondern wie ein Rundumschlag. Muss man meckern? Nur, wenn man unbedingt möchte: Grundlegend Neues haben Helloween auf GIANTS & MONSTERS nicht zu erzählen. Müssen sie auch nicht – aus Altvertrautem noch immer neue Melodien, Riffs und potenzielle Lieblings-Songs in dieser Schlagzahl formen zu können und dabei zeitlos, frisch und unentrinnbar positiv zu klingen, ist eine hohe Kunst.
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Quelle: METAL HAMMER.de