Kritik zu Horizon Ignited TIDES

Melodic Death Metal aus dem Land der tausend Seen lässt sich bereits als Güte­siegel werten. Die 2017 aus der Taufe gehobenen ­Horizon Ignited pfeifen auf ihrem Drittwerk jedoch auf klangliche Konventionen und setzen – zum tollen Artwork passend – auf dominante Dunkelheit mit stimmigen Akzenten: In ‘Beneath The Dark Waters’ singt Okko Solanterä in seiner Muttersprache, das von Marianas Rest-Vokalist Jaakko Mäntymaa unterstützte ‘Ashes’ klingt dicht und düster, beinhaltet aber auch Streicher und eine gesprochene Passage. ‘Baptism By Fire’ prügelt hart und heftig, wird aber von Electro-Klängen durchbrochen, die es mit dem von Gang­shouts angetriebenen Hassbatzen ‘Welcome To This House Of Hate’ verbinden. Das von Meeresgeräuschen eingeleitete ‘My Grave Shall Be The Sea (Leviathan Pt. II)’ greift das in Klammern genannte Endstück vom Debüt (2019) auf und öffnet sich im Refrain mit Streichern und Klargesang – ab hier lassen Horizon ­Ignited merklich mehr Licht zu und krönen dies mit durchweg überzeugenden Songs wie dem eingängigen ‘Prison Of My Mind’ oder dem intensiv-emotionalen ‘Aurora’s Dance’ (mit Schifferklavier).

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Überhaupt wirkt die zweite Albumhälfte – nicht zuletzt dank gesteigertem Klar­gesang – heller und positiver, obgleich auch ihr die Genre-typische Melancholie innewohnt. Apropos: Wer liebliche ­Blubber-Riffs hören will, wird (neben dem Einstieg) im Titel-Track fündig, während ‘Fragments’ mit „I cannot breathe“-Ausrufen Gänsehaut erzeugt. Der Zugang zu diesem anfangs bollwerkartigen Brocken mag schwerfallen, lohnt sich aber: TIDES untermauert nicht nur die Ambitionen der aufstrebenden Finnen, sondern auch ihre Bereitschaft, kreativ Neues zu wagen sowie ihr Gespür für Dramaturgie.

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Quelle: METAL HAMMER.de