Kritik zu In Flames FOREGONE

Die fünf ehemaligen In Flames-Mitglieder Mikael Stanne, Niclas Engelin, Jesper Strömblad, Peter Iwers und Daniel Svensson hatten im Sommer 2022 unter dem Banner The Halo Effect vorgelegt und mit DAYS OF THE LOST einen Longplayer veröffentlicht, der genau jenes harmonische Getrümmer bietet, auf das Anders Fridén und Co. augenscheinlich keinen Bock mehr zu haben scheinen. Wobei: Ganz stimmt das nicht, denn bereits I, THE MASK (2019) wies Ansätze in diese Richtung auf. Nun deuteten die vorzüglichen Albumvorboten ‘State Of Slow Decay’ und ‘The Great Deceiver’ eine Kurskorrektur in Richtung traditioneller Göteborg-Sound an und ließen die Herzen der langjährigen Fans höherschlagen. Wie bei I, THE MASK geht diese Hoffnung auch bei FOREGONE nicht vollends auf.

Denn natürlich kann die schwedisch-amerikanische Gruppe ihre Entwicklung im vergangenen Jahrzehnt nicht einfach komplett über Bord werfen. Grundsätzlich stimmt es aber: In Flames verspüren einerseits von sich aus eine gesteigerte Lust auf Metal, andererseits ließen jüngste Ereignisse wie die Pandemie und der Krieg in Europa die Aggression in der Band anschwellen und bestimmen die Thematik der Scheibe. Zusammengenommen führt das dazu, dass das mittlerweile 14. Studioalbum der Skandinavier tatsächlich mit dem Besten aus allen Schaffensphasen der Band aufwartet. Das mag wie eine stumpfe Plattitüde klingen, trifft jedoch auf FOREGONE wahrhaftig zu.

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Bestes Beispiel: ‘Meet Your Maker’ mit feinster Todesstahlvermöbelung zum Einstieg und einem verführerischem Überchorus im Stil von BATTLES (2016). Von dieser Sorte Track hat das Quintett mehrere im Programm, wovon ‘Bleeding Out’ vermutlich der Song mit dem klebrigsten Refrain ist – und damit das Stück darstellt, das die Old School-Anhänger am heftigsten vor den Kopf stoßen dürfte. Welch ein begnadetes und eingeschworenes Songwriter-Duo Fridén und Gitarrist Björn Gelotte sind, zeigen sie unter anderem im zweigeteilten Titel-Song: In ‘Foregone Pt. 1’ stellen die beiden zusammen mit dem neuen Rhythmusgitarristen Chris Broderick (Ex-Megadeth), Bassist Bryce Paul und Drummer Tanner Wayne vor allem ihre Melodic Death Metal-Liebe zur Schau (fein mit Synkopen), während ‘Foregone Pt. 2’ sowohl eine softe als auch heavy Rundumbedienung darstellt.

‘Pure Light Of Mind’ kommt als so etwas wie eine Power-Ballade im Band-Kosmos daher, und das schlicht und einfach wundervolle Akustikgitarrenintro ‘The Beginning Of All Things That Will End’ verzückt unnachahmlich. All das verdeutlicht, wie frei von jeglichen Zwängen die Formation im Jahr 2023 aufspielt. In Flames haben auf niemanden außer sich selbst gehört, ihre Fühler in alle Richtungen ausgestreckt und zumindest im vorliegenden METAL HAMMER alles gewonnen.

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Quelle: METAL HAMMER.de