Kritik zu Primitive Man OBSERVANCE
Das letzte Mal im Gespräch hatte ich die maximal angepisste Truppe aus Denver, Colorado 2020, als Corona gerade über die Welt kam. Der Ausblick von Sänger und Gitarrist Ethan Lee McCarthy war damals von so tiefer Düsternis und Defätismus, dass schon der Kontakt mit ihm niederschmetterte – und doch kann Ethan nur eines: weitermachen. Ein depressiver Optimist wider Willen, am Leben gehalten von Wut. Die 2022er-EP INSURMOUNTABLE habe ich zugegebenermaßen verpasst. Umso froher (ist das das richtige Wort?) bin ich, die Horrorgurgler aus den Rockies nun wieder in Händen zu halten. Ihr selbst so benannter Death Sludge ist kein bisschen heller oder schneller geworden, selbst wenn sie diesmal ihre experimentelle Seite ausfahren (siehe Tracks wie ‘Devotion’, ‘Iron Sights’ oder ‘Social Contract’, bei denen Ethans Noise-Interessen dominieren). Die Basssaiten sind immer noch geklaute Tiefseekabel, und der Weltekel quillt weiterhin in bleischwerer Zeitlupe von den Stimmbändern. Zu den Themen, die Texter Ethan umtreiben, gehören der Techno-Feudalismus, die unsichere Zukunft der Menschenrechte und der Klassen- und Rassenkrieg von Reich gegen Arm, Weiß gegen Nicht-Weiß, der nicht nur die USA zu zerreißen droht. Antworten bietet diese Musik nicht; stattdessen packt sie dich, reibt dich über den Asphalt und übergießt dich mit frischem Teer. Für Primitive Man ein starkes, womöglich geradezu flottes Album.
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Quelle: METAL HAMMER.de
 
        