Kritik zu Psychonaut WORLD MAKER

Mein Gott, erinnert sich noch jemand an das zehn Jahre alte Album TORPOR der britischen Wave-­Progger Baron? Mit seiner genügsamen, selbstvergessenen Art für mich immer noch ein Meilenstein. Dass WORLD MAKER von Psychonaut aus Belgien zuweilen daran erinnert – die freejazzigen Gitarren, die harmonisch-melancholischen Läufe, die schlafwandlerische Sicherheit des Klargesangs – ist also: ein Kompliment. Tatsächlich bewegt sich die Band aus Mechelen mit ihrem differenzierten Sound mittlerweile auf einem ähnlich hohen Niveau gelassener Komplexität. WORLD MAKER ist das dritte Album des Trios, das hier einen weit dichteren Sound schafft als man drei Männekens normalerweise zubilligt. Gitarrist und Sänger Stefan de Graef wurde von seinem Vater in die Geheimnisse des Classic Rock eingeweiht, sein erstes Konzert war Eric Clapton – und diese Schule hört man. Dass dieser Vater fast zur gleichen Zeit eine Krebsdiagnose bekam, als de Graef selbst Vater wurde, hat inhaltlich Eingang in das Album ge­funden. Schon früher waren Psychonaut ziemlich philosophisch unterwegs; jetzt wirken sie nachgerade von Freud und Leid erleuchtet. Neben flämischem In-den-Acker-Geschrote à la Church Of Ra blühen die schrägen Harmonien von Yes und die Mindtrips von Pink Floyd. Lichternde, flackernde Riffs, proggiges Fingerspitzengefühl und in die Krume schreiender Zorn – fein und ergreifend verwoben.

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Quelle: METAL HAMMER.de