Kritik zu Split Chain MOTIONBLUR

Alles kommt wieder zurück – sogar das gute alte Konzept eines klassischen Albums. Man sollte meinen, dass in der Zeit des Streaming, in der selbst große Bands auf die Veröffentlichung von Singles setzen, vor allem die New­comer ihr Interesse an 40-Minütern verloren hätten. Doch Bands wie Split Chain aus Bristol beweisen das Gegenteil: Das junge Modern Metal-Gespann hat sich die Zeit genommen, einen klassischen Elf-Track-Langspieler zusammenzustellen, und das sogar mit einem thematischen Konzept! Und weil man nach zwei Jahren im Business noch nicht von gescheiterten Ehen und Drogeneskapaden philosophieren kann, widmen die Jungs ­MOTIONBLUR ihrer Jugend. Sänger Bert Martinez-Cowles bezeichnet es in Filmsprache als „Coming of Age-Geschichte“. Auch musikalisch gesehen passt der Schuh: Während Martinez-Cowles über Kindheitstrauma (‘bored. tired. torn’), das Imposter-Syndrom (‘Who Am I?’) oder Mental Health-Themen (‘SPIT’) weltvergessen singt oder eindringlich screamt, dringen die Instrumentalisten auch musikalisch in ihre Jugendjahre vor und lassen mit Shoegaze-, Nu Metal- und Post Hardcore-Elementen die späten Neunziger- und frühen 2000er Jahre wiederaufleben. Der dröhnend dichte Gitarrennebel löst sich nur selten auf (‘Who Am I?’, ‘The Space In ­Between’), was schnell zum gedanklichen Abschweifen einlädt – ob das nun gut oder schlecht ist? Auf jeden Fall haben die jungen Briten mit ­MOTIONBLUR bewiesen, wo sie musikalisch hinwollen – und damit werden sie als Vorband von Knocked Loose und Landmvrks diesen Sommer sicher einige Neunziger-Kids erreichen können.

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Quelle: METAL HAMMER.de