Kritik zu The Last Of Us: Part 1

Foto: Sony

Ein nicht einmal zehn Jahre altes Spiel wird neu aufgelegt? Das klingt erst mal nach Ausverkauf oder will der Entwickler schnell einfaches Geld verdienen? Das Remake von ‘The Last Of Us: Part 1’ hat es generell denkbar schwer zum Release. Denn das Spiel sieht selbst auf der PS3 noch äußerst gut aus, von der geringen Framerate mal abgesehen. Doch es gibt auch noch ein Remaster für die PS4, welches 2014 erschien – gerade mal ein Jahr nach dem PS3-Start. Warum also schon wieder eine Neuauflage, und ist diese überhaupt die 80 Euro wert? Und was ist der Unterschied zwischen Remaster und Remake? All das erklären wir jetzt.

Eine weitere Neufassung

Die Flut von Remasters und Remakes in den vergangenen Jahren hat einen bitteren Geschmack. Es wirkt, als wollen die Entwickler mit einer aufpolierten Version die Spieler nochmals zur Kasse bitten, ohne wirklich Neuheiten reinzubringen. Und in vielen Fällen wird das bestätigt und geht auch mächtig in die Hose. Populäres Beispiel ist ‘Grand Theft Auto: The Trilogy – The Definitive Edition’. Dort wurde zwar grafisch und spielerisch etwas nachgelegt – jedoch war der Release von Bugs und Glitches überschattet. Aber: Diese Spiele sind teils zwanzig Jahre alt und dank der altbackenen Spielemechaniken zumindest berechtigt für eine Generalüberholung.

Gepeinigte Seele: Joel.
Gepeinigte Seele: Joel.

Das Remake von ‘The Last Of Us: Part 1’ von Entwickler Naughty Dog scheint etwas unnötig, so ist das Remaster von 2014 doch noch immer sehr hübsch und tadellos spielbar. Bei dem jetzigen Titel für die PS5 (später soll es auch für den PC kommen; Release noch unbekannt) handelt es sich um ein Remake – eine viel aufwändigere Prozedur als bei einem Remaster, welches nur etwas an der Grafik aufdreht. Audio, Grafik, Animation, Barrierefreiheit und grundlegende Mechaniken wurden verbessert – teils komplett neu erstellt.

Oscar-reife Story

Warum geht es denn eigentlich? Die Welt in ‘The Last Of Us: Part 1’ ist im Jahr 2013 untergegangen. Ein mutierender Pilz infiziert die Menschen und lässt sie zu zombieähnlichen Wesen mutieren. Ihr spielt Joel, den beim Ausbruch ein Schicksalsschlag trifft. Schnitt, zwanzig Jahre später: Die Gesellschaft ist am Boden, Regierungen sind zerfallen. In der Postapokalypse treiben Banden aus Dieben und Kannibalen sowie militärähnliche Gruppierungen ihr Unwesen. Einzig die Umwelt profitiert von dem Untergang der Menschheit: Die wunderschöne Natur erobert sich die Städte zurück. Joel trifft auf die 14-jährige Ellie, gemeinsam müssen sie sich durch diese Endzeit schlagen, und spätestens hier müssen wir mit dem kleinen Ausblick auf die Geschichte aufhören. Die Story ist das große Aushängeschild des Spiels, und selbst außerhalb der Videospielszene konnte sie für Aufmerksamkeit sorgen. So erscheint demnächst eine HBO-Serie zum Spiel.

Eine der besten Videocharaktere aller Zeiten: Ellie.
Eine der besten Videocharaktere aller Zeiten: Ellie.

Auch im ‘The Last Of Us: Part 1’ Remake gilt: Story, Charaktere und Dialoge – alles ist auf einem in der Branche bisher unerreichten Niveau. Die Welt wirkt organisch, glaubhaft, nahbar und sorgt für ein unfassbar immersives Erlebnis. Die schonungslose Brutalität ist kein Selbstzweck, sondern Teil dieser unschönen, untergegangenen Welt. Realismus wird großgeschrieben, die Gewalt verstärkt das Leiden der Protagonisten. Humor, Horror und Action: Die emotionale Wucht haut teils dermaßen in den Magen, dass man den Controller zur Seite legen muss. Da die Geschichte aber so spannend ist und die Charaktere einem bereits nach wenigen Minuten ans Herz wachsen, ist es sehr schwer, vom Bildschirm loszukommen.

Technische Überarbeitung

Die Spielmechanik bleibt dieselbe. Die Gefechte sind weiterhin schweißtreibend und blanker Terror. Naughty Dog schafft die perfekte Balance zwischen Schleichen, Erkunden und Kämpfen. Highlights sind aber die ruhigen Passagen, in denen sich die die Protagonisten unterhalten. Die KI wurde überarbeitet, auch wenn sie noch immer etwas dämlich ist. So könnt ihr sie beim Schleichen leicht umgehen. Doch generell flankieren menschliche Gegner nun besser, während uns die Infizierten überrennen. Für Bildschirmtüftler hat ‘The Last Of Us: Part 1’ einiges zu bieten: Über 60 neue Einstellungen, darunter mehr Barrierefreiheit und Regler für Farbenblinde, außerdem benutzerdefinierte Schwierigkeitsgerade. Ein Video, in dem die neuen Funktionen vorgestellt werden, seht ihr unten.

Nun ist auch der erste Teil ein Augenschmaus.
Nun ist auch der erste Teil ein Augenschmaus.

Der größte Kaufgrund ist aber die neue Grafik. Eine viel detailliertere und dichtere Vegetation, sowie flüssigere Bewegung und Gesichtsanimationen sind die Folge. Die Entwickler gingen sehr liebevoll vor und haben sich viele Gedanken gemacht und nicht einfach nur einen HD-Filter über das Spiel gelegt. Der Dualsense-Controller mit seinen adaptiven Tasten sorgt für mehr Tiefe. Ihr spürt nun den Rückstoß der Waffen, und wenn Feinheiten wie Regen auf Joels Körper einprasseln. Auch die verbesserte Akustik macht sich bemerkbar, daher unbedingt mit Kopfhörern spielen. Und natürlich enthält das Remake auch das empfehlenswerte DLC ‘Left Behind’.

Fazit

Man hätte es nicht für möglich gehalten, aber ‘The Last Of Us: Part 1’ kann selbst für Kenner, die das Spiel schon mehrmals durchgespielt und noch gut im Gedächtnis haben, wieder ein absolutes Ausnahmeerlebnis sein. Der Tester hat das neun Jahre alte Spiel mindestens drei Mal durchgespielt. Gänsehaut, Grusel, Schock und Tränen gab es jedoch auch im Remake. Doch nun die wichtigste Frage: Wer braucht das Spiel? 80 Euro tun sehr weh, es empfiehlt sich, auf einen Preisnachlass warten. Wer es verpasst hat oder nicht spielen konnte, weil es noch keine Barrierefreiheit gab, sollte selbst bei diesem Preis unbedingt zuschlagen.

‘The Last Of Us: Part 1’ ist ein Meisterwerk, welches Geschichtenerzählen in Spielen auf eine neue Ebene gehoben hat. Das Remake ist die ultimative Fassung, um dieses zu erleben. Eine unvergessliche Erfahrung und emotionale Achterbahn, die nur noch durch den 2020 erschienen zweiten Teil übertroffen wird. Ein Videospiel, das seinesgleichen sucht.

ÄHNLICHE KRITIKEN

The Legend Of Zelda: Skyward Sword HD (Nintendo Switch)

Neben der altbackenen Grafik hat Nintendo für ‘The Legend Of Zelda: Skyward Sword HD’ auch an spieltechnischen Stellschrauben nachjustiert.

Evil Dead :: Horror

My Bloody Valentine 3D :: Horror

ÄHNLICHE ARTIKEL

Ronnie James Dio soll ‘Holy Diver’ ursprünglich für Black Sabbath geschrieben haben

Wendy Dio verriet kürzlich, dass der Kultkracher ‘Holy Diver’ der Heavy Metal-Legende Ronnie James Dio eigentlich für Black Sabbath angedacht war.

Rückkehr eines Klassikers: Projekt ‘Beetlejuice 2’ wieder aufgenommen

Seit über 30 Jahren ist die Fortsetzung des Tim Burton-Klassikers ‘Beetlejuice’ in Planung. Allmählich nimmt das Projekt Gestalt an.

Darkthrone: A BLAZE IN THE NORTHERN SKY wird 30 und bekommt eine Jubiläumsausgabe

Vor 30 Jahren erschien A BLAZE IN THE NORTHERN SKY, das Album, das dem Black Metal-Duo (damals noch Trio) Darkthrone zu internationalem Erfolg verhalf.

Quelle: METAL HAMMER.de