Kritik zu Wardruna BIRNA

Wardruna BIRNA

Folk, Columbia/Sony (10 Songs / VÖ: 24.1.)

Bären und ­Bärinnen treten ­­in unseren Breiten allenfalls noch mit dem Präfix „Problem-“ auf – wenn sie durch Gegen­den streifen, die der Mensch ihnen streitig gemacht hat. Das sechste Wardruna-Album widmet sich diesem Top-Prädator nun hingegen mit allem gebotenen mythologischen Respekt: als Totemtier und numinoser Präsenz. ­Neben dem hypnotisch-schamanischen Bordun-Ton durchzieht auch der mächtige Herzschlag der titelgebenden Bärin diese neuen Stücke. Allerdings sind Wardruna in den vier Jahren seit ­KVITRAVN ein weiteres Stück aus dem Underground raus und gefühlt tiefer in die Sparte „Fantasy-Weltmusik für ‘Vikings’-Fans“ rein. Ein Spagat, der BIRNA zu einer Reise mit ­Höhen und Tiefen macht – etwa, wenn der Titel-Track und ‘Lyfjaberg’ sich nicht recht entscheiden mögen zwischen ­archaischer Wucht und Ethno-Kitsch.

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Das treibende ‘Himinndotter’ („Himmels­tochter“) – gewidmet der Sternenherkunft der Bärin –, fällt zunächst eindeutiger aus. Sobald aber der Koret Artemis-Frauenchor dazustößt, wird der Sound üppig – und ein bisschen beliebig. Was vermutlich das Schlimmste ist, was man Kvitravn & Co. unterstellen kann; nicht umsonst vertiefen sie sich seit über zwanzig Jahren in nordische Esoterik und Überlieferung. Sagen wir salomonisch: BIRNA ist ein Gesamtkunstwerk mit eigenem Flow. Trotzdem würde ich gern festhalten: Je kleiner und nackter eine Idee (wie das brüchige ­‘Hibjørnen’), desto ergreifender wirkt sie. Fanservice: die Bären-Tracks von BIRNA werden ergänzt von einem Live-Mitschnitt auf der Akropolis in Athen.

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Quelle: METAL HAMMER.de