Kritik zu Wytch Hazel V: LAMENTATION

Unter dem Begriff Hard Rock, so zeitlos er auch sein mag, tum­meln sich die unterschied­lichsten Kapellen: bodenständig-stampfende AC/DC, glamourös-posende Bon Jovi, drogen­ver­nebelt-mystische Blue Öyster Cult. Wytch Hazel gehören zu letzterem Spektrum, wenn­gleich sich ihre Texte eher um Gott als den Reaper drehen. Der Sound der stilbewussten Traditionsbewahrer ist weiterhin fest in den Siebziger Jahren und bei Bands wie Uriah Heep, Thin Lizzy oder Wishbone Ash verankert. Der warme, organische Klang, einmal mehr von Ed Turner mit viel Liebe zum Detail produziert, passt wie ein maßgeschnei­derter Mantel zum ästhetischen Gesamtbild. Das Song­writing genügt sowohl kompositorisch als auch klanglich höchsten Ansprüchen. Über die gesamte Laufzeit von rund 46 Minuten ist kein qualitativer Einbruch zu verzeichnen. Im Gegenteil: Die Arrange­ments sind durchdacht, die Harmonien fein gearbeitet, die Gitarrensoli ge­schmack­voll gesetzt, nie aufdringlich, aber stets Song-dienlich. Doch es gibt auch ein Manko sowie eine Frage: Es fehlt an dramaturgischer Spannung, Überraschungsmomente oder gar spür­bare Brüche sind rar. Und: Wo will diese Band eigentlich noch hin? Der einge­schlagene Weg ist ohne Frage schön gepflastert, doch der Entwicklungs­spielraum nach fünf stilistisch ähn­-lichen Alben bleibt zumindest diskussions­würdig. Im Ergebnis ist V: LAMENTATIONS ein echtes Wohlfühlalbum, das sich gleichermaßen zum konzentrierten Kopfhörererlebnis wie zum Nebenbeihören eignet.

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Quelle: METAL HAMMER.de