METAL HAMMER Festival, Loreley 1985: Bericht, Fotos, Videos
Die Loreley – ein magischer Ort und eine der schönsten Konzert-Locations Deutschlands. Auch Metal ist dort zu Hause: ob beim Metalfest vor rund zehn Jahren, beim Festival zum 30. Jubiläum von In Extremo – oder beim legendären METAL HAMMER Festival 1985.
Unser Magazin war keine zwei Jahre alt, als Metallica, Warlock, Venom, Whishbone Ash und andere zum METAL HAMMER Festival am 14.9.1985 auf der Loreley geladen wurden. Ein legendärer Abend – dessen wahre Größe erst in den folgenden Jahren erkennbar werden sollte.
Übrigens: METAL HAMMER schreibt neue Legenden auf dem METAL HAMMER Paradise Indoor-Festival im November – noch gibt es Resttickets.
Line-Up und Festivalbericht aus 1985
Auf dem Line-Up des METAL HAMMER Festivals 1985 standen:
In der folgenden METAL HAMMER-Ausgabe 11/1985 hieß es dazu:
Sommerzeit = Festivalzeit -denkste! Zwar gab es in diesem Jahr wieder die bekannten Festivals en masse (Schüttdorf etc), aber welchen Metal-Fan spricht das an? Die Deep Purple– Open Airs waren ebenfalls eher auf „normale“ Rockfans zugeschnitten, Monsters Of Rock fiel 1985 total ins Wasser. Also recht einsam auf weiter Flur das METAL HAMMER Festival auf der Loreley.

Warlock mit Doro am METAL HAMMER Festival 1985
Etwas ungelenk wird der Bericht über den Auftritt von Warlock mit Doro am METAL HAMMER Festival eingeleitet – es waren andere Zeiten …
Doro Pesch (tolle Formen!) und Warlock (toll in Form!). Zum zweiten Mal an diesem Tag geriet das Publikum total ins Schwitzen, erstaunlich, daß dies wieder eine deutsche Band verursachte. In über einer Stunde Spielzeit gab es neben dem Material der beiden LP‘s zusätzlich noch ein Stück der in Kürze er scheinenden Maxi zu hören.
Legendär geriet natürlich der Auftritt von Metallica auf der Loreley. Die Karriere von James Hetfield und Co. explodierte gerade – RIDE THE LIGHTNING begeisterte die Metal-Szene und wird sie bis zum heutigen Tag prägen:
Abends um 9 ging die Post dann wirklich total ab. Wie sollte es anders sein Metallica standen auf dem Programm und das heißt für jeden Headbanger wohl „Satisfaction Guaranteed“. An anderer Stelle des Heftes hat sich Mike Blim schon über das geäußert, was von Metallica geboten wurde, es war halt geil wie immer. Diese Band dokumentierte mit ihrem Auftritt eindrucksvoll den Headlinerstatus, was später Venom nicht gelang.
Metallica ließen ihren Auftritt beim METAL HAMMER Festival 1985 professionell mitfilmen. Die Aufzeichnung findet ihr unter anderem in der Deluxe-Box von RIDE THE LIGHTNING aus dem Jahr 2016 auf DVD.
Metallica vs. Venom auf der Loreley 1985
Und was nun machte den Venom-Auftritt auf der Loreley so enttäuschend?
Cronos und Konsorten beschränkten sich wieder auf Dilettantismus und Gegröhle, und das reicht eben als Top-Act- Berechtigung nicht aus. Der Sound war so undifferenziert, daß selbst eingefleischte Fans die jeweiligen Songs nicht auseinanderhalten konnten. Der Veranstalter hatte jedoch dank Venom noch einen zweiten Grund zur Freude: Nachdem nämlich den ganzen Tag über kein einziger Regentropfen gefallen war, sorgte Venom für eine zügige, problemlose Massenabwanderung.
Vorausgegangen war allerdings Streit hinter den Kulissen. Venom und Metallica waren sich wohl uneinig, wer der Headliner auf der Loreley ist, was dem Backstage-Bericht zufolge beinahe zu einer verfrühten Abreise Venoms geführt habe – und die geplanten Pyro-, Licht- und Feuerwerks-Shows torpedierte:
Wegen Streitereien zwischen Venom und Metallica (Venom glaubten, sich als einziger Headliner des Festivals zu Unrecht aufspielen zu müssen) mußte der bereits halb installierte Laser um Mitternacht wieder abgebrochen werden. Die Rechnung bezahlte der Metal Hammer, die Fans hatten das Nachsehen.
Trotzdessen ist man beim METAL HAMMER 1985 stolz auf das groß aufgezogene Metal-Festival auf der Loreley:
Das erste große Metal Hammer- Ereignis handelte und keiner der etablierten großen Veranstalter in der Lage war, auch nur annähernd etwas ähnliches in diesem Jahr auf die Beine zu stellen.
Metallica-Interview am METAL HAMMER Festival 1985
Mit Metallica konnte METAL HAMMER die bis heute größte Metal-Band der Welt für das eigene Festival verpflichten. Weitsichtig schnappten sich die früheren Kollegen Lars Ulrich und Kirk Hammet zum Interview und berichten einleitend detailliertert über den Auftritt auf der Loreley:
Aus einer Garagenband, wie es sie zu Hunderten in den USA (und nicht nur dort) gibt, mauserten sich Metallica auf ganz gewöhnlichem Wege innerhalb weniger Jahre sehr schnell vom Demo „No Life Till Leather“ zu Heavy Metal-Sampler (Metal Massacre 1, Metal Blade – Records mit ,,Hit The Lights“), vom Sampler bis zu den beiden bisher erschienenen LP’s. Durch Tourneen im vergangenen Jahr mit Venom, Twisted Sister, Tank und durch Auftritte bei den großen Festivals in Holland, Belgien, Frankreich (…) brachten sie ihren Namen in aller Munde, so daß ständige Nr. 1 Platzierungen bei Heavy Metal- Polls in zahlreichen Ländern für die sympathischen „Four Hoursemen“ keine Seltenheit mehr sind. Ein Major – Label und ein größeres Management (Peter Mensch, u.a. Def Leppard) werden sicher ihr übriges tun, um den Triumphzug der Band auszuweiten.
Der mit sehr viel Spannung erwartete Auftritt der vier Amerikaner auf dem METAL HAMMER Festival erfüllte dann wohl auch die Anforderungen völlig: Mit einer gekonnten Mischung aus „Kill Em All“ und ,,Ride The Lightning“, mit dessen Titelsong die Schlacht eröffnet wurde, konnten Metallica wieder einmal voll abräumen, wie schon oft in der Vergangenheit. James Hetfield’s Gesang überzeugte ebenso wie Lars Ulrich’s Energieleistung an der Feuerwerkskiste, und Cliff Burtons Bass- Interview am Rande des Loreley-Festivals Solo in leicht abgeänderter Form fehlten genauso wenig wie Kirk Hammet’s obligatorische Gitarrendemonstration. Eine Routineleistung, die dennoch niemals verbraucht oder langweilig klang, James brachte mit seinen Sprucheinlagen etwas Witz in die Sache, bevor weitergebangt werden konnte. Selbst im Fotograben vor der Absperrung stand so mancher, der einen Knipskasten umgehängt hatte und dennoch das Headbangen bevorzugte.

Die schon vor dem Gig hereingebrochene Dunkelheit tat ihr übriges dazu, daß die zahlreichen Licht und Raucheffekte die gewünschte Stimmung erzeugen konnten. Der neue Titel vom nächsten Metallica-Album, „Disposible Heroes“, wurde lautstark bejubelt und wird sicher viele auf das kommende Vinylwerk gespannt machen.
(…)
Wie wird denn Euer Material diesmal aussehen – back to „Kill ‚Em All“ oder eher kommerziell?
Lars: Die neue Platte wird eine Art Fortsetzung von „Ride The Lightning“ sein, 8 Songs, 25 min. pro Seite. Für uns ist nicht die Schnelligkeit der Stücke ausschlaggebend; es werden einige Trash-Sachen drauf sein, mal wird es aber auch etwas slower und heavier sein. So lange wir unsere Musik powervoll bringen, so wie man sie kennt, mache ich mir da keinerlei Sorgen.
(…)
Wird diesmal wieder etwas von Dave Mustaine dabei sein? Er hat ja bei den beiden Alben bisher freiwillig/unfreiwillig eigenes Material beigesteuert…
Kirk: Nein. Außerdem ist sehr viel gelogen, was er über uns erzählt. Er macht mit den beiden Stücken, die er zur letzten Platte beigetragen hat mehr Geld, als er es mit Megadeth je verdienen wird. Warum also der Shit?
Lars: Er ist drogenabhängig!
Kirk: Oh, that’s heavy
(…)
Noch eine letzte Frage: Venom haben heute Hotelzimmer zerschlagen und noch einige Sachen mehr gedreht. Es hieß, sie würden vielleicht nicht auftreten (was sie dann aber doch taten) – Was glaubst Du, ist die Ursache ihres Verhaltens?
Lars: Ich habe das auch mitbekommen. Normalerweise verstehen wir uns sehr gut mit ihnen und eigentlich dachte ich, sie mögen uns. Ich möchte wirklich nicht zuviel hierzu sagen… Vielleicht liegt es daran, daß wir noch vor einem Jahr für sie eröffnet haben und es jetzt umgekehrt der Fall ist – I don’t know! Sie reden aber nicht mehr viel mit uns, was schon seltsam ist. Wir machen unser Ding, sie das ihre, daraus Vergleiche zu ziehen, ist eigentlich Quatsch! Wenn der Venom-Trip abfällt, können wir da auch nichts dafür. Ich sage ja jetzt auch nicht: „Don’t buy our Albums, so Venom will like us“ oder so.
39 Jahre später – zum 40. Jubiläum des Magazins – wird Metallicas MASTER OF PUPPETS von METAL HAMMER zum besten Metal-Alben aller Zeiten gewählt – die Legende wird fortgeschrieben.
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Quelle: METAL HAMMER.de