Prägendes COWBOYS FROM HELL wird 35 Jahre alt
Wer heute den Namen Pantera hört, denkt an schwere Riffs und aggressive Rhythmen. Dabei fällt jedoch oft unter den Tisch, dass sich die Texaner vier Alben lang als Glam-Metaller versucht haben. Vor genau 35 Jahren erschien ihr Fünftwerk COWBOYS FROM HELL, das die musikalische Kehrtwende und gleichzeitig auch den Durchbruch der Band bedeutete. Wir blicken zurück.
Panteras Neuanfang war nicht einfach
Auch wenn Bassist Rex Brown in einem Interview mit dem britischen Metal Hammer behauptete, dass POWER METAL (1988) und COWBOYS FROM HELL für ihn gar nicht so weit auseinander liegen würden, sieht das der Großteil der Groove-Welt anders. Der 2018 verstorbene Schlagzeuger Vinnie Paul sagte in einem Interview mit Classic Rock dazu: „Nachdem wir POWER METAL fertighatten, haben wir uns angeguckt und entschieden, dass diese schicken Klamotten und die verrückten Frisuren einfach nichts für uns sind. Also haben wir das gelassen und uns stattdessen mehr auf die Musik konzentriert.“ Das zog: Pantera-Fans betrachten das erste harte Werk der Band sogar gerne als ihr eigentliches Debüt. Dabei war der Weg zur Wende alles andere als einfach, erzählte Paul dem Britischen Metal Hammer: „Irgendwann hatten wir 23 Absagen von Labels, aber wir haben weitergearbeitet.“
Große Namen dienten als Inspiration
Paul war es besonders wichtig herauszustellen, dass nicht nur Sänger Phil Anselmo für die Stiländerung verantwortlich ist. „Das stimmt einfach nicht. Mein Bruder Dimebag Darrell hat die Gitarren-Riffs geschrieben und ich die Teile für das Schlagzeug.“ Die Inspiration kam für die beiden besonders von einer bestimmten Band. „Wir liebten diese Art von Musik. Als 1983 Metallica die Vorband von Raven waren, sind mein Bruder und ich 120 Meilen gefahren, um sie zu sehen. Da waren vielleicht zwanzig Leute und wir sind völlig abgegangen.“ Aus diesem Grund war ein gewisser Anruf eine ganz besondere Ehre, erzählte er weiter. „Megadeth haben Dime angerufen und ihm einen Job angeboten. Sie wollten seine Krankenversicherung zahlen und haben ein gutes Gehalt genannt. Er kam zurück nach Texas und meinte, dass er nur zu Megadeth gehen würde, wenn sie mich auch nehmen. Sie hatten aber schon einen Schlagzeuger.“ Dieses Erlebnis hat ganz Pantera den Kopf gewaschen: „Danach waren wir alle völlig fokussiert und haben die Sache ernst genommen.“
Der zufällige Durchbruch von Pantera
Ernst zu bleiben ist jedoch nicht einfach, wenn es Absagen hagelt. Als ein weiterer Anruf von einem Talent-Scout kam, war dies bereits fast Alltag für die Band. „1989 ist Mark Ross, der für ein Label gearbeitet hat, nach North Carolina geflogen“, erzählte Paul. „Wegen eines Sturms musste er eine Notlandung in Dallas machen und hat seinen Chef gefragt, ob er sich dort irgendwelche Bands angucken soll. Er hat ihm dann aufgetragen zu schauen, ob wir live zu etwas zu gebrauchen sind.“ Pantera haben jedoch in dieser Nacht gar kein Konzert gespielt und deswegen Ross zu einer Geburtstagsfeier in einem mexikanischen Restaurant eingeladen, wo sie privat auftreten sollten.
„Wir haben das alles nicht ernst genommen, es waren auch nur 40 Leute da. Der Geburtstagskuchen war über den ganzen Boden verteilt und wir hatten echt Angst, auszurutschen.“ Nach ungefähr vier Liedern verließ Ross das Restaurant. „Wir dachten uns, dass unsere Chance mal wieder vorbei sei. Also haben wir angefangen zu trinken und ordentlich zu feiern. Nach weiteren vier Liedern kam er wieder rein und ist direkt nach dem Konzert zu uns gekommen. Er hat es geliebt und meinte, es sei unglaublich gewesen!“ Anscheinend hatte er den Ort des Geschehens nur verlassen, um seinen Boss anzurufen und ihm zu sagen, dass sie uns unter Vertrag nehmen. Ross selbst erzählte über diesen Abend nur Positives. Im Inneren der Jubiläumsauflage von COWBOYS FROM HELL lässt sich sein Eindruck ablesen. „Am Ende des ersten Lieds war meine Kinnlade auf dem Boden. Die enorme Kraft von allem – die Einstellung und die Musikalität – haben mich sprachlos gemacht. Man muss schon ein Idiot sein, um Pantera nicht großartig zu finden.“
Nach der Veröffentlichung lief der Verkauf zunächst langsam an. Heute wird COWBOYS FROM HELL aber zu Recht als eines von Panteras besten Werken betrachtet und gelobt.
—
Bestens informiert über dieses und alle weiteren wichtigen Themen im Metal bleibt ihr außerdem mit unserem Newsletter. Einmal pro Woche flattert euch übersichtlich sortiert ein Update ins Postfach. Einfach anmelden, damit euch auch sicher nichts entgeht.
Quelle: METAL HAMMER.de