Rob Halford ist glücklich und dankbar, trocken zu sein

Bei einem Rock’n’Roll Fantasy Camp in Arizona konnten sich der ehemalige Megadeth-Bassist Dave Ellefson und Judas Priest-Sänger Rob Halford über dessen Nüchternheit austauschen. Der 74-Jährige blickt im Gespräch darauf zurück, wie er trocken wurde und wie es ihm über die Jahre mit der Abstinenz ergangen ist.

Er erzählt: „Mein erstes nüchternes Konzert war im Tingley Coliseum, 1986 in New Mexico, Albuquerque. Ich hatte schreckliche Angst. Das erste Mal, dass ich clean und nüchtern sang, war etwas Besonderes. Es war erhebend, die Musik zum ersten Mal pur und ungetrübt in der Realität zu spüren; sich selbst, die eigenen stimmlichen Fähigkeiten und die Band-Kollegen zu hören. Ich brauchte das alles gar nicht mehr, um mich da hin zu bringen, wo ich jetzt bin.

Gruppenzwang

Unser Business hatte früher einen schrecklichen Lauf, wenn es darum ging, Leute zu verlieren und Menschen in schlechte Angewohnheiten zu bringen“, reflektiert Halford. „Viele von uns haben sich davon erholt. Wenn der Tourbus heute irgendwo vorfährt, hüpfen die Jungs aus dem Bus, holen ihre Gewichte heraus und springen neben den Gepäckablagen Seil. Das ist großartig“, meint der Frontmann.

Der Sänger sagt, dass es heutzutage anders sei: „Heute ist es weniger so, weil es damals eine Art Gruppenzwang war. Man las diese Rock’n’Roll-Geschichten über Rocker, die verrückten und gefährlichen Scheiß machten. Es war ein Ritual, das man aus irgendeinem Grund durchmachen musste, weil es irgendwer anders auch getan hatte. Und plötzlich verschenkt man sein Leben für etwas, das man niemals tun sollte.“

Plötzliche Klarheit

Auf die Frage, ob es einen speziellen Moment der Klarheit gegeben habe, der ihn zum Umdenken gebracht hat, bejaht der Musiker. Er sagt, ohne etwas zu beschönigen: „Ja. Es ist schwierig, diesen Moment auszudrücken. Aber wenn man einem der Magen ausgepumpt wurde, weil man es satthatte, jeden Tag krank und müde zu sein, und alles um einen herum so schwarz und dunkel ist und man es eigentlich nur noch hinter sich lassen möchte… Das war ein Teil der ersten großen psychischen Krise, die ich hatte.“

Er erzählt weiter: „Kurz darauf, nachdem ich zum x-ten Mal die Wand geboxt hatte… Ich musste andauernd meine Wände reparieren lassen, weil ich ein Schläger war. Nach sehr vielen Drinks wurde ich wütend auf mich selbst und fing an, meine Wände durchzuboxen.“

Täglicher Kampf

Die Judas Priest-Legende kämpft sich auch nach 39 trockenen Jahren noch immer durch: „Ich gehe, so Gott will, Tag für Tag voran. Ich möchte nie wieder so krank und müde aufwachen. Das war früher immer der Fall.“ Später führt er aus: „Jeder in Genesung wird dir erzählen, dass es einen Punkt gab, an dem man die Schnauze davon voll hatte, immer krank und erschöpft zu sein. Dann ändert man etwas.

Man denkt, dass es ab da einfach wird. Nein. Für mich ist jeder Tag, wenn mal wieder eine Bierwerbung läuft oder Werbung für harten Alkohol, schwierig (verdreht die Augen und schüttelt den Kopf). Es ist beeindruckend. Es verlässt einen niemals. Deswegen ist es eine Sucht. Ich bin süchtig. Ich bin trockener Alkoholiker und Drogensüchtiger. Es verlässt also niemals den Körper“, erklärt der Musiker.

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Nüchtern zu bleiben, ist eine Vollzeitaufgabe, wie Halford meint: „Die Kraft und Stärke, die man aus seiner höheren Macht schöpft, aus den Werkzeugen, die man hat, um clean und nüchtern zu bleiben, ist jetzt der Bezugspunkt. Es tickt immer im Hinterkopf. Deshalb bin ich einfach glücklich und dankbar, dass ich an diesem Ort bin und in diesem Moment lebe.“


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Quelle: METAL HAMMER.de