Kritik zu Sirenia 1977

Dass die neu aufflammende Beliebtheit der Achtziger auch um das Symphonic Metal-Quartett Sirenia keinen Bogen macht, ist spätestens seit dem ‘Voyage Voyage’- Cover auf dem 2021er-Album RIDDLES, RUINS & REVELATIONS klar. Dass die Norweger den groovigen Synthwave-Melodien der verrauchten, neonbeleuchteten Nachtclubs nun ein ganzes Album widmen, ist hingegen neu … und vereinzelt gewöhnungsbedürftig. Auf ihrem elften Studioalbum 1977 vereinen die Musiker elektronische und groovige Elemente des Siebziger- und Achtziger Jahre Pop-Rock mit dem Band-charakteristischen, metallischen Symphonic-Sound. Die Inszenierung erfolgt mal gefühlvoll-melodisch mit feinen Violinen und zarten Klaviermelodien (‘Deadlight’), mal rasant-rockig mit basslastigen Riffs und prägnanten Drums (‘Wintry Heart’). Allen voran die facettenreiche Darbietung von Mezzosopranstimme Emmanuelle Zoldan, die, gemessen an den Veröffentlichungen, nun gleichauf mit Vorgängerin Ailyn am Sirenia-Mikrofon ist – Chapeau!

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Wer eher den härteren, düsteren Klängen zugetan ist, darf sich auf die zweite Hälfte der Platte fokussieren: ‘Oceans Away’ wiegt in trügerischer Sicherheit melancholischer Ruhe, während ‘Delirium’ gesanglich zwischen Growls und Operngesang den titelbezogenen Geisteszustand griffig untermalt. Mit dem Cover ‘Twist In My Sobriety’ von Tanita Tikaram findet 1977 einen überraschend tiefen, fast wehmütigen Ausklang. Bedenkt man, dass RIDDLES, RUINS & REVELATIONS bereits ­grooviger und weniger symphonisch-theatralisch als seine Vorgänger angehaucht war, bleibt abzuwarten, ob mit 1977 nur ein weiterer Exkurs vollzogen oder der Weg für eine Retroausrichtung von Sirenia geebnet wurde.

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Quelle: METAL HAMMER.de