Kritik zu Spellbook DEADLY CHARMS
Bei der Debütveröffentlichung 2020 war noch der Hinweis vonnöten, dass Spellbook zuvor zu dem inflationären Kreis von Bands gehörten, die einst unter den Namen Witch Hazel liefen und fortan mit Label- auch einen Namenswechsel vollzogen hatten. Der Nachfolger DEADLY CHARMS ist nun der wirkliche Neuanfang, zumal inzwischen auch das Gitarrentandem ein ganz frisches anderes ist. Lässt das wie aus dem instrumentalen Mittelteil von ‘No More Tears’ gemopst wirkende Piano-Intro ‘1928’ bereits Ozzy-Assoziationen aufblitzen, tut Sänger Nate Tyson in Folge wenig, um seine wohl größte stimmliche Inspiration zu verleugnen, und lässt zuweilen noch eine Portion Phil Lewis einfließen. DEADLY CHARMS ist damit das tongewordene teuflische Gedankenexperiment, wie ein bereits Achtziger-Solokarrieren- und somit Hard Rock-Hit-erfahrener Madman zu seiner Stamm-Band zurückkehrt und der Kalender fortan für immer 1977 anzeigt.
Mit lyrischer Lokalkoloritliebe für übernatürliche, aber historisch verbriefte Personen und Ereignisse, entfacht die Band aus Pennsylvania in neun Songs ein vollmundig klassisches Hard Rock-/Heavy Metal-Freudenfeuer, das weder an Hooks noch Licks spart. Dass das große Finale von ‘Out For Blood’ darüber hinaus den Mindfucktrip inszeniert, Mother Love Bones Andrew Wood hätte in einem Paralleluniversum die perfekte Fusion-Fassung von ‘Mama, I’m Coming Home’ und ‘Chloe Dancer/Crown Of Thorns’ ersonnen, hebt die Begeisterung noch auf ein ganz anderes Level. Was aber bitte nicht davon ablenken lassen soll, dass Spellbook wissen, wie man Classic Metal richtig buchstabiert.
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Quelle: METAL HAMMER.de