Rock Hard – DIE APOKALYPTISCHEN REITER: Herbsttour 2022 abgesagt
DIE APOKALYPTISCHEN REITER müssen ihre „Volle.Kraft.Voraus-Tour im Herbst aufgrund der fortwährenden Planungsunsicherheit im Live-Musik-Sektor absagen und erläutern diesen Schritt in einem ausführlichen Statement.
Schlechte Nachrichten für alle Fans der APOKALYPTISCHEN REITER: Wie die Band am vergangenen Freitag in einem ausführlichen Statement bekanntgegeben hat, sehen Fuchs, Volk-Man und Co. momentan keine andere Möglichkeit, als ihre ursprünglich für diesen Herbst geplante „Volle.Kraft.Voraus“-Tournee restlos abzusagen. Die Entscheidung ist den Reitern nicht leicht gefallen, wie aus dem Statement hervorgeht und hat einen deutlich ausformulierten Grund: Die durch die Corona-Pandemie sowie die aktuell steigenden Strom- und Gaspreise vorherrschende Planungsunsicherheit im Live-Musik-Sektor bringt nach wie vor finanzielle Risiken beim Planen einer umfangreichen Konzertreise mit sich. Als Ersatzlösung wollen DIE APOKALYPTISCHEN REITER ihre Live-Pläne in Zukunft spontan als Einzelkonzerte ankündigen und haben dafür auch schon einen ersten Termin am 28. Dezember in Jena (F-Haus) gefunden. Das vollständige Statement der Band findet ihr hier:
„Reitermaniacs, auch wir machen es kurz und schmerzlos: Die Reiter-Herbsttour ist hiermit offiziell abgesagt. (bitte wendet euch an die VVK Stelle bzw. Ticketsystem wo ihr eure Tickets gekauft habt für die Rückabwicklung.)
Ihr könnt euch sicherlich denken, wie schmerzvoll es ist, dies auszusprechen, gerade wo ein so hoffnungsvolles Jahr hinter uns liegt, mit herzlichen, überschwänglichen Reaktionen für unser neues Album „Wilde Kinder“ und einem unglaublich intensiven Open Air Auftritt auf dem Summerbreeze vor wenigen Tagen. Danke dafür! Viele von euch haben den Sommer, so wie wir genossen. Partys, Konzerte, Festivals – Freunde treffen, Spaß haben, die Sau rauslassen. Aber die scheinbare Rückkehr zur Normalität ist eine Täuschung. Nichts ist normal, nichts ist wie früher und das schlimmste, nichts wird in absehbarer Zeit mehr so sein wie früher.
Die gesamte Event-und Kunstszene steht vor den wohl schwersten Monaten. Wir leben in einer Welt aus Krieg und Angst. Jeder von euch schaut sicherlich mir Sorge in den Briefkasten in Erwartung der nächsten Strom-und Gasrechnung. Jeder reibt sich verwundert die Augen, wie teuer das Leben, die Einkäufe, Tanken, Alltägliches geworden ist. Inflation ist plötzlich nichts Abstraktes mehr – jeder von euch weiß nun, wie sich so etwas anfühlt. In diesen unsicheren Zeiten eine Tournee zu planen, ist eine enorme Herausforderung. Langfristige Verträge müssen geschlossen werden. Busse gemietet, Crew-Mitglieder gefunden werden, Werbung geplant werden. Doch in einer Welt, wo sich mitunter binnen Tagen unvorhergesehene Wendungen ergeben, kann man nicht mehr planen.
Dabei erschien doch der Herbst 2022 als das rettende Ufer für viele Bands und Clubs, ja für eine ganze Szene, die sich seit über zwei Jahren in einer Art Schockstarre befindet. Machen wir uns nichts vor – die Reserven bei den meisten sind mittlerweile aufgebraucht. Und nun droht in Deutschland ab 1.10. zudem noch eine neue Verschärfung der Corona-Schutzmaßnahmen in Innenräumen. Rückenwind sieht anders aus. Und Lust auf einen Clubbesuch macht es schon gleich gar nicht. Viele trauen sich eh gar nicht mit Menschenmassen in Innenräume. Und die meisten sagen: Ich hab noch den ganzen Kühlschrank voller Tickets aus den letzten Jahren hängen, ich kaufe mir erst eins an der Abendkasse. Das sind keine Vorwürfe, das ist die nackte Realität des realen Wahnsinns im Jahr 2022.
Und jetzt wieder zu den Reitern. Was sollen wir angesichts dieser Situation machen? Auf Gedeih und Verderb an dieser Tour festhalten, wohl wissend, dass die Situation jederzeit kippen kann. Das Clubs wegen neuer Verordnungen nicht öffnen oder anderweitige Beschränkungen erlassen, die eine Absage einer Show nach sich ziehen würden? So leid es uns für euch und auch für uns tut, aber das Risiko (vor allem finanzieller Art) ist zu hoch, als dass wir die Zukunft der Band aufs Spiel setzen werden. Es ist nur ein schwacher Trost, dass es vielen Bands ebenfalls so geht, wir drücken allen Kolleginnen und Kollegen die Daumen, dass sie an ihren Touren festhalten können, leider sind wir nicht in der Lage dazu. Mit der Tourabsage reifte auch die Erkenntnis: So wie früher, wird es nie wieder. Das ist schmerzlich und jeder, der sich hier beim Lesen darüber noch Illusionen macht, sollte dieser Realität ins Auge blicken. Ja wir wissen, der Sommer war doch so schön und es fühlte sich alles wie früher an. War es das wirklich? Oder wolltest du nur, dass es sich so anfühlt?
Wenn es so weitergeht, werden viele Bands aufhören und Clubs schließen. Vielleicht auch dein Lieblingsclub und deine Lieblingsband. Dein Lieblingsrestaurant, dein Lieblingstheater. Dann kommst du 18 Uhr von der Arbeit und es wird nichts mehr übrig sein von der kulturellen Vielfalt, die seit Jahrzehnten zu einem vielfältigen Freizeitangebot in Deutschland gesorgt hat. Sicher, die Systemgastronomie wird überleben, ein paar teure Großveranstaltungen wird es auch noch geben und hier und da ein paar kleine Leuchtfeuer der Freiheit (die dafür vermutlich am Tropf des Staates hängen, da sie wirtschaftlich unrentabel geworden sind). Willst du diese Zukunft? Nach der Ebbe kommt die Flut
Der Wunsch, für euch zu spielen ist ungebrochen. Ja, die Tourabsage ist ein Rückschlag und enttäuschend. Aber wir stecken den Kopf nicht in den Sand – sondern wir blicken nach vorn. Wenn die Voraussetzungen für langfristig planbare Tourneen nicht mehr gegeben sind, dann machen wir es eben anders. SPONTAN. Wir kündigen daher an, dass es im Herbst/Winter 2022/23 einige Reiter-Einzelshows geben wird. Das Ganze wird sicherlich ein wenig „back to the roots“ und „oldschool“ werden. Wir sind bereits mit einigen Clubs in Kontakt, aber werden die Shows dann nur mit kurzem zeitlichem Vorlauf (1-2 Monate) ankündigen. Der kurze Vorlauf macht es für uns einfacher, da wir auf aktuelle Entwicklungen bezüglich Corona-Einschränkungen reagieren können. Das ist klassische Guerilla-Taktik und erfordert von uns und euch vor allen Dingen Spontanität. Und Hand aufs Herz, sind wir nicht alle ein bisschen zu bequem und satt in all den Jahren scheinbarer Leichtigkeit geworden?
Jetzt geht es ans Eingemachte. Alles oder nichts.“
Bands:
DIE APOKALYPTISCHEN REITER
Autor:
Simon Bauer
Quelle: ROCK HARD.de