Serj Tankian: Politischer Aktivismus und Gesellschaftskritik

Die Stimme des aus Beirut stammenden Musikers Serj Tankian zählt inner- und außerhalb des Metal-Kosmos zu den wohl schrillsten und markantesten überhaupt. Im Großen und Ganzen betrachtet, existieren davon doch einige, allerdings lässt sich binnen weniger Sekunden der gesangliche Stil des System Of A Down-Frontmanns unmissverständlich zuweisen. Inzwischen zählt die Band zu den bekanntesten im Genre des Alternative Metal.

Starthilfe

Bevor es allerdings zu der Gründung von System Of A Down (ehemals Soil) kommen sollte, hatte sich Tankian einem Studium im Bereich Marketing gewidmet. Gemeinsam mit Daron Malakian gedieh daraufhin jedoch die Idee einer eigenen Band, die schnell Umsetzung finden sollte. Und obwohl im Laufe der Neunziger Alternative Metal-Gruppen massenhaft aus dem Boden sprießten, gelang es dem Quartett mithilfe unkonventioneller Songstrukturen und einer ordentlichen Portion Witz und Komik, aus der Rolle zu fallen und somit die angemessene Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erhalten.

SYSTEM OF A DOWN

Erst vier Jahre nach ihrer Gründung debütierten System Of A Down mit ihrem Band-betitelten Album, das in den USA inzwischen mit Doppelplatinstatus zertifiziert ist. Die Platte wird im Allgemeinen sowohl als Alternative Metal als auch als Nu Metal bezeichnet. Genres, die anfänglich beide zu den Grundpfeilern der Gruppe zählten.

Die lyrischen Themen variieren, wobei viele Songs Antikriegs-Inhalte verfolgen und dabei gezielt auf den Völkermord an der armenischen Population eingehen (zum Beispiel ‘P.L.U.C.K.’). Auch Religion und Gehirnwäsche gehören zu den unangenehmen Themen, die System Of A Down gerne und regelmäßig adressieren. So kritisiert ‘Suite-Pee’ beispielsweise die zahlreichen pädophil-motivierten Übergriffe im Rahmen der Kirche als auch religiösen Extremismus in seiner vielfältigen Form.

Das Musikmagazin Q nannte SYSTEM OF A DOWN (1998) einen „ausgezeichneten Ausgangspunkt für diese höchst merkwürdige Band“.

TOXICITY

Mit TOXICITY (2001) kam der ultimative Erfolgsgarant. ‘Chop Suey‘, der Titel-Song und ‘Aerials’ etablierten sich zu den Aushängeschildern der Band. Als Erweiterung ihres Debüts enthält die Platte zahlreiche Elemente verschiedenster Genres, darunter Folk, Progressive Rock sowie traditionell armenische und griechische Passagen.

Auch hier kommt eine breite Palette politischer Themen zum Tragen. Wie das Cover bereits suggeriert, richtet sich die Kritik in erster Linie an die Utopie des US-amerikanischen Weltverständnisses. Insbesondere wettern Tankian und Co. gegen Masseninhaftierung, Polizeibrutalität, die CIA und die höchst problematische Drogenpolitik.

MEZMERIZE und HYPNOTIZE

Der Nachfolger STEAL THIS ALBUM! (2002) sorgte ebenso für Aufsehen und laute kritische Stimmen. Doch trotz der steten Verwirrung, die so ziemlich jede SOAD-Veröffentlichung bewirkt – der Rolling Stone nannte das Album 2004 „eine absurde Explosion aus politischer Wut, albernem Theater und wirrem Mathe-Metal“ –, ging auch dieser Tonträger viral und festigte den Erfolg und den außergewöhnlichen Stil der Gruppe.

In MEZMERIZE und HYPNOTIZE, ein Doppelalbum, dessen Teile beide im Jahr 2005 erschienen, gipfelte die lyrische, thematische und musikalische Kuriosität von System Of A Down. Auch die Song-Titel wurden expliziter und sarkastischer (‘Violent Pornography’, ‘This Cocaine Makes Me Feel Like I’m On This Song’ et cetera), was unter anderem seitens der Massenmedien und bei besorgten Eltern schockierte Reaktionen hervorrief.

Stillstand

Bis heute ist Serj Tankian politisch aktiv und wirkt tatkräftig in gemeinnützigen Organisationen mit. Insbesondere setzt er sich für die verheerenden Zustände in Armenien ein und nutzt seine Reichweite für aufklärerische Inhalte. Die System Of A Down-Diskografie kam jedoch seither ins Stocken. Und obwohl die Band noch immer besteht, scheint es unklar, ob sich ein Comeback in absehbarer Zeit zutragen wird.

Dennoch behalten die gesellschaftskritischen Ausrufe der insgesamt fünf SOAD-Alben tagesaktuelle Relevanz. Damit scheint es sich (leider?) um Klassiker für die Ewigkeit zu handeln. Unterdessen arbeitet Serj Tankian an Solomusik. Happy birthday, Serj!

Bestens informiert über dieses und alle weiteren wichtigen Themen im Metal bleibt ihr außerdem mit unserem Newsletter. Einmal pro Woche flattert euch übersichtlich sortiert ein Update ins Postfach. Einfach anmelden, damit euch auch sicher nichts entgeht.

Quelle: METAL HAMMER.de