Kritik zu Slipknot THE END, SO FAR

Slipknot THE END, SO FAR

Alternative Metal, Roadrunner/Warner (12 Songs / VÖ: 30.9.)

Sollte es nicht sowieso klar wie Madenbrühe gewesen sein, untermauert es der Album-Opener ‘Adderall’ ein für allemal: Slipknot haben Gefallen an ihren klanglichen Experimenten gefunden, die sie auf WE ARE NOT YOUR KIND (2019) angestoßen haben. Als Krachkapelle mit solch einem fluffigen Groove-Pop-Rock als sonischem Mittelfinger in ein Studiowerk zu starten und damit sicher einige langjährige Fans vor den Kopf zu stoßen, zeugt von richtig dicken Eiern. Doch, keine Sorge: Das neunköpfige Metal-Monster aus Des Moines, Iowa hat seine Kernkompetenzen weder vergessen noch verlernt, sondern besinnt sich sogar zum Großteil darauf, was als großer Pluspunkt im Gegensatz zum Vorgänger von vor drei Jahren durchgeht.

Austeilen, vermöbeln, in Grund und Boden walzen und gleichzeitig melodisch um den Finger wickeln – keiner beherrscht diese Kunst so perfekt wie Frontmann Corey Taylor, die Perkussionisten Shawn „Clown“ Crahan und Michael Pfaff, die Gitarristen James Root und Mick Thomson, Sampler Craig Jones, DJ Sid Wilson, Schlagzeuger Jay Weinberg sowie Bassist Alessandro Venturella. ‘The Dying Song (Time To Sing)’, ‘Yen’, ‘Hivemind’, ‘Warranty’ und ‘Heirloom’ sind ausgelassene, Headbang-Laune verbreitende Paradebeispiele solcher Knüppel-Hits. Als Spagat zwischen den beiden angeführten musikalischen und vermeintlich gegenläufigen Tendenzen entpuppen sich unter anderem das voll düsterer Stimmung daherrumpelnde ‘Medicine For The Dead’ und das verschleppte ‘Acidic’.

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So geht das von Mischerlegende Joe Barresi (Fu Manchu, Queens Of The Stone Age, Clutch) anstatt Stammkraft Greg Fidelman produzierte und mit einem unanständig überragenden Sound ausgestattete THE END, SO FAR als Verschnitt sämtlicher Schaffensperioden der Band durch. Und wenn die Scheibe der Abschluss eines Kapitels sein soll, wünscht man sich, Slipknot würden in alle Ewigkeit genau so weitermachen. Denn die US-amerikanische Formation hat keine einzige Graupe oder halbgare Nummer auf ihrem mittlerweile siebten Longplayer angereicht. So konzentriert, so auf den Punkt, so zwingend war das nicht unbedingt zu erwarten. Slipknot hatten zwar schon immer einen Hang zum Perfektionismus und lebten selbigen aus, aber sie verzetteln sich dabei eben auch nicht. Somit haben die Alternative Metal-Schwergewichte die durch die Coronapandemie gewonnene zusätzliche Zeit zum Finetuning optimal genutzt.

Quelle: METAL HAMMER.de