Kritik zu Visions Of Atlantis PIRATES
Zum Glück stürzen Visions Of Atlantis nicht in die Klischeefalle: Trotz Piratenoberthema ist ihre achte Scheibe kein rumtrunkenes, schunkeliges Saufen-auf-See-Album geworden. Stattdessen setzt bereits der Opener ‘Pirates Will Return’ auf eine Mischung aus opernhaftem Symphonic und hymnisch-mächtigem Power Metal, verfeinert mit eingängigem Folk und Pop. Dabei geben sich die Österreicher ein Stück direkter und knackiger als zuvor. So stehen sie auf PIRATES – um Vergleiche im Genre zu ziehen – den stiloffenen Within Temptation oft näher als den an Opulenz überbordenden Nightwish. Orchester und Chöre fallen pompös und lebendig aus, aber selten so überlebensgroß wie bei Tuomas Holopainen und Co.; der Anspruch von Visions Of Atlantis ist vielmehr, eingängige Symphonic Metal-Kleinode zu schaffen – mit operesken Auswüchsen, wo es dem Song dient. Clémentine Delauney brilliert mit vielfältigen Stimmfarben und schlägt auch mal rauere Töne an – etwa in ‘Master The Hurricane’, welches ebenso wie ‘Mercy’ mit hohem Energie-Level, stürmischen Riffs, süffigen Melodien und „Ohohoh“-Männerchören überzeugt.
‘Clocks’ könnte aufgeweckt und frech, aber mit düsteren und mystischen Untertönen durchaus auf IMAGINAERUM von Nightwish (also doch) bestehen, während etwa ‘Darkness Inside’ die Folk- und Gothic-Elemente betont und die balladesken ‘Freedom’ und ‘Heal The Scars’ beweisen, dass es auch ohne Überwältigungseffekt, dafür mit Pop-Appeal funktioniert. Positiv fällt der Schlagzeug-Sound auf, der so natürlich wie in orchestralem Umfeld möglich rüberkommt. Manchmal laufen Songs ein, zwei, drei Minuten länger, als sie etwas zu erzählen haben, und geraten etwas ins Dudeln; doch fast immer treffen Visions Of Atlantis von ihrem Piratenschiff aus ins Schwarze.
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Quelle: METAL HAMMER.de