METAL HAMMER PARADISE 2025: Bericht vom Familientreffen
Wenn man in die Passage des Ferienparks Weissenhäuser Strand einläuft, rechts den METAL HAMMER-Stand und links das Festival-Merchandise erblickt, etwas weiter Pizza-Duft wittert, später links zum Spaßbad abbiegen könnte und sich — wieder draußen angekommen — einen Glühwein und/oder ein Backfisch-Brötchen gönnt, ist das ein Gefühl von Heimkommen. Die meisten Besucher sind Stammgäste: Die mittlerweile zwölfte Auflage des METAL HAMMER PARADISE stellt demnach ein großes Wiedersehen dar — mit der Anlage, mit der Ostsee und mit den Leuten.
Einen ausführlichen Nachbericht vom METAL HAMMER PARADISE 2025 mit allen Bands, Rahmenprogramm und exklusiven Fotos lest ihr in METAL HAMMER-Ausgabe 02/2026, ab 16.1.2026 im Handel!
Freitag
Ebenfalls nicht komplett unwichtig dabei: Die Musik. Auf der Maximum Metal Stage machen dabei Iron Savior den Anfang. Die Hamburger freuen sich über regen Zulauf und Zuspruch, was auch kein Wunder ist: Der Power-Metal des Quartetts ist wie gemacht für das Publikum des METAL HAMMER PARADISE, welches Songs wie ‘Heavy Metal Never Dies’, ‘Atlantis Falling’ und ‘Revenge Of The Bride’ entsprechend goutiert. Bei den Hanseaten Endseeker nebenan im Baltic Ballroom kracht es dagegen deutlich mehr — mit Tracks wie ‘Global Worming’, ‘Violence Is Gold’ und ‘Hell Is Here’ steht natürlich amtlicher Todesstahl auf dem Programm. Und die Versohlung sitzt!
Hernach feiert die Meute im großen Zelt die Brothers Of Metal ausgiebig. Allein die acht Bandmitglieder machen schon ordentlich Eindruck: Mit drei Sängern sowie drei Gitarristen plus Bassist ist folglich einiges los. Zudem kommt der Power Metal des Oktetts aus Sabatons Heimatstadt Falun überragend bei den Leuten an. Wesentlichen Anteil daran haben die eingängig-sehnsüchtige Melodien von Tracks wie ‘Prophecy Of Ragnarök’, ‘Yggdrasil’ und ‘Defenders Of Valhalla’. Der eigentliche heimliche Headliner im Zelt – die warme Heizungsluft – ist allerdings zu viel des Guten, die Maschine musste letztlich wieder abgeschaltet werden. Drüben im Tanzsaal punkten überdies auch Brainstorm mit Power Metal: Das Quintett um Frontmann Andy B. Franck beglückt die Kuttenträger mit Liedern der Marke ‘Turn Of The Lights’, ‘The Shepherd Girl’ sowie ‘Ravenous Minds’.
Des Weiteren sind die deutschen Warrant froh, aufgrund des Ausfalls von Crimson Veil überhaupt mit von der Partie sein und einspringen und zu können. Thrash funktioniert — besonders in der Riff-Alm — traditionell gut beim METAL HAMMER PARADISE. Wohingegen vorab nicht ganz klar war, wie das Auditorium die derzeit extrem angesagten Bamberger Kanonenfieber aufnimmt. Fazit: Überragend! Die Kombination aus Blackened Death Metal mit unwiderstehlichen Hooklines (man höre unter anderem ‘Panzerhenker’ & ‘Der Maulwurf’), dem Flair der Anonymität sowie der Aufmachung im Stil des ersten Weltkriegs kriegt man nicht alle Tage vorgesetzt.
In bester Spiellaune präsentieren sich außerdem Rhapsody Of Fire. Die fünf Italiener servieren Power Metal-Perlen wie ‘The Magic Of The Wizard’s Dream’ und das obligatorische ‘Emerald Sword’. Mehr Epik geht nicht! Außer vielleicht bei Apocalyptica: Die Finnen zocken ausschließlich Metallica-Material. Mit diesem Rundumschlag — unter anderem erklingen im Zelt ‘For The Whom The Bell Tolls’, ‘Battery’ und ‘One’ — entzückt das Trio jeden anwesenden Headbanger. Herrlich!
Samstag
Nach der wieder einmal ordentlich ins Blut gehenden Aftershowparty stellt sich die Frage: Kann es zu viel Power Metal beim METAL HAMMER PARADISE geben? Induction unter Anführung von Gitarrist Tim Hansen (seines Zeichens Sohn von Helloween-Ikone Kai Hansen) eröffnen das heutige Geschehen auf der Maximum Metal Stage und beantworten dies gekonnt sowie mitreißend mit einem klaren Nein.
Im Ballroom ballern Velvet Rush einen angenehm angebluesten Heavy Rock von der Bühne, wohingegen Dymytry Paradox damit punkten, dass sie einen knackigen Five Finger Death Punch-Sound fahren — aber eben ohne Pathos und Redneck-Flair. Tobias Sammet würde wahrscheinlich die Masken im Stil von Roboter meets ‘Predator’ bemängeln, aber die gehören bei den ‘Five Angry Men’ aus der Tschechischen Republik einfach dazu — genauso wie, dass Gitarrist Jiří „Dymo“ Urban gerne mal ein Rad schlägt.
Eine andere Farbnote bringen anschließend The Night Eternal mit ihrem Verschnitt aus Gothic Rock und Heavy Metal rein. Das Essener Quintett geht erfrischend anders und zugleich überaus engagiert zu Werke, wobei es im Ballsaal gehörig Druck entfaltet. Darauf folgend steht im Zelt „Mehr Achtziger als in den Achtzigern!“ auf dem Programm, denn Nestor zeigen wieder einmal, dass sie in ihrer eigenen Liga spielen, was Refrains, spielerische Klasse (siehe die überragenden Soli von Jonny Wemmenstedt) und musikalische Qualität angeht. Die fünf Schweden sind fraglos die besten Vertreter des aktuellen AOR-Revivals und sorgen mit Hits wie ‘Signed In Blood’, ‘Unchain My Heart’ und ‘On The Run’ für einige Freudentränen in der Menge.
Modernen Sound mit ein wenig Pop-Einschlag setzt es dagegen bei April Art. Die Gießener um Powerfrau Lisa-Marie Watz machen wie gewohnt reichlich Alarm auf der Bühne — unwiderstehliche Tanzflurfeger wie ‘Jackhammer’, ‘Karma Is A Beach’ und ‘Not Sorry’ tun ihr Übriges, um nur glückliche Zuschauer zu hinterlassen. Während in der Riff-Alm die jungen Schweden Eternal Evil mit beinhartem Thrash Metal reüssieren, steht im Zelt Fun Metal aus Franken auf der Tagesordnung: Bei J.B.O. und ihren Schlagern wie ‘Geh mer halt zu Slayer’, ‘Ein guter Tag zum Sterben’, ‘Verteidiger des Blödsinns’ sowie ‘Ein Fest’ steigt unweigerlich die Laune — bei der Band sowie dem Publikum.
Mit Tankard macht man sowohl als Festivalveranstalter als auch als Konzertgänger nie etwas falsch — das zeigt sich erneut beim umjubelten Auftritt der Bier-affinen Frankfurter im Baltic Ballroom. Andreas „Gerre“ Geremia und Co. wissen eben, wo der Metalhead den Gerstensaft holt. Das gilt im Übrigen ebenfalls für D-A-D: Die Kopenhagener um Sänger/Gitarrist Jesper Binzer sorgen mit ihrem melodischen Hard Rock und Stücken wie ‘Monster Philosophy’, ‘Everything Glows’ und ‘Sleeping My Day Away’ für ein wenig Abwechslung auf der Maximum Metal Stage.
Und weil man nie genug Krach auf die Ohren bekommen kann, feuern Benediction noch Songs wie ‘I Bow To None’, ‘Scriptures In Scarlett’ sowie ‘Stormcrow’ auf die Leute ab. Die Briten um Dave Ingram liefern einfach immer ab! Zwischendurch noch einmal geschwind beim Punkrock von Bonsai Kitten pogen, dann muss die Mähne zu Saxon geschüttelt werden. Nach der Krebsdiagnose inklusive OP und bereits überstandener Chemo bei Frontmann Biff Byford geziemt es sich umso mehr, zu Klassikern wie ‘Denim And Leather’, ‘Crusader’ und ‘Princess Of The Night’ die geballte Fäuste in die Luft zu recken. Das war in der Tat ein würdiger Abschluss des METAL HAMMER PARADISE!
Rahmenprogramm
Doch damit nicht genug: Beim Veranstalter-Talk plaudern Stephan Thanscheidt (CEO FKP Scorpio) und METAL HAMMER-Chefredakteur Sebastian Kessler aus dem Nähkästchen. Interessant für viele Besucher: Eigentlich sollte bereits dieses Jahr ein neues Buchungssystem implementiert werden. Aufgrund technischer Probleme wurde das jedoch auf 2026 verschoben. Weiterhin will der ein oder andere Festivalbesucher wissen, warum es das Metal-Markt-Zelt aus dem Vorjahr nicht mehr gab. Laut Thanscheidt hat dies lediglich Platzgründe: Auf dem Platz müssen die Ausrichter mehr Busse und LKWs unterbringen (unter anderem von Arte, die das METAL HAMMER PARADISE erstmals übertrugen), sodass manche Händler eben in die Passage umsiedelten.
Anschließend schwingt sich Autor Holger Schmenk auf aus seiner Sodom-Biografie ‘Auf Kohle geboren’ vorzulesen, was super angenommen wird — genauso wie die Mischung aus Live-Interview und Workshop mit Saxon-Gitarrist Doug Scarratt (moderiert von Marc Halupczok), welcher auch ein bisschen über sein neues Bandprojekt Venger referiert. Richtig gute Laune macht später das Heavy Metal-Tablequiz von und mit METAL HAMMER-Autor Marc Halupczok aka Till Burgwächter, bei dem das Team eures Lieblingsmagazins so überragend performt, dass es kurzerhand disqualifiziert wird beziehungsweise nur mehr außer Konkurrenz mitspielt.
Beim traditionellen Bowling-Wettbewerb läuft es dagegen gewohnt ausbaufähig für Team METAL HAMMER. Obwohl der spontan mit dazu gestoßene Dymytry Paradox-Frontmann Alen Ljubic die Sportler unterstützt, heißt es am Ende nur Platz 2 von hinten — Hauptsache vor dem Musikerteam um April Art gelandet! Am meisten Kegel hat letztlich die Mannschaft „Das sieht scheiße aus!“ umgestoßen und triumphiert als verdienter Sieger. Gratulation!
Die Auftritte von Apocalyptica, D-A-D, Brothers Of Metal, Dymytry Paradox, Iron Savior und Induction wurden live von Arte Concerts übertragen – ihr könnt sie jetzt im Stream sehen.
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Quelle: METAL HAMMER.de
















