So leicht lebt es sich als vegane Straight Edgerin auf Tour

Obwohl sich Biertrinken und Bratwurstessen noch immer gerne in das klassische Bild der Hard ’n‘ Heavy-Kultur fügen und scheinbar zum Habitus eines waschechten Metalheads zählen, weht bei Extreme Metal-Musikerin Alissa White-Gluz ein anderer Wind. Seit Dekaden lebt die inzwischen 37-Jährige körper- und umweltbewusst, worauf insbesondere ihr „außergewöhnlicher“ Ernährungsstil hinweist. White-Gluz lebt nicht bloß vegan, verzichtet also auf den Konsum jeglicher Art tierischer Produkte, sondern auch Straight Edge. Darunter versteht sich eine für viele vermutlich höchst einschränkende Lebensführung, im Rahmen derer Alkohol, Nikotin, Koffein und weitere Toxine enthaltende Lebensmittel (bzw. Rauschmittel) keine Befürwortung finden.

Dass solch ein vermeintlich restriktiver Lebensstil von vielen Menschen abgelehnt wird, überrascht wohl kaum. Doch insbesondere innerhalb der Metal-Szene scheint derzeit vermehrtes Bewusstsein dafür zu erwachsen. Wer mit Überzeugung an benanntes Lebensmodell herantreten würde, hätte wenig Schwierigkeiten mit dessen Umsetzung, deutete die Arch Enemy-Frontfrau an, der es selbst auf Tour ein Leichtes ist, vegane Edgerin zu sein.

Keine andere Wahl

Während einer Frage-und-Antwort-Runde beim diesjährigen Wacken Open Air wurde Alissa White-Gluz auf ebendiese Thematik angesprochen. „Schwierig“ soll das vegane und nüchterne Tourneeleben keineswegs sein. „Es ist tatsächlich super einfach“, erzählte sie. „Ich mache immer noch Party – ich berausche mich nur nicht dabei. Wenn andere Leute das tun wollen, ist das ihre Entscheidung. Es liegt an ihnen. Vom Rauchen würde ich mich gerne etwas weiter entfernen können, weil ich das nicht einatmen möchte. Aber ansonsten ist es eigentlich ganz einfach. Darüber muss ich nicht einmal nachdenken. In unserem Tourbus, in unserer Band und in unserer Crew bin ich nicht die Einzige, die nüchtern bleibt oder vegan lebt. Also bin ich von vielen Leuten umgeben, die das alles ähnlich angehen. Und auch mit den anderen komme ich wunderbar aus.“

2020 erklärte die Angela Gossow-Nachfolgerin außerdem online, weshalb Veganismus definitiv metal wäre. Damals schrieb sie: „Ich lebe inzwischen seit über 20 Jahren vegan. Ich war schon Veganerin, bevor ich anfing, Musik zu machen. Ich habe noch nie in meinem Leben Fleisch gegessen. Ich bin in einem komplett vegetarischen Haushalt aufgewachsen, also war es nur der logische nächste Schritt, vegan zu werden. Und als ich dann anfing mit der Musik, gab es nichts, worüber ich dringlicher sprechen wollte als über Tierrechte. Und so nutzte ich nun diese harte, leidenschaftliche Form der Musik, um die Botschaft zu vermitteln, die ich vermitteln wollte. Wenn ich in meiner Band growle, habe ich das Gefühl, ich brülle auch für die Stimmlosen. Und ich hätte mir nicht vorstellen können, so laut zu sein, wenn ich nichts zu sagen hätte.“

Veganismus kann durchaus metal sein

Alissa White-Gluz scheint sich über die „breite Zielscheibe“ auf ihrer Stirn, die ein solcher Lebensstil in der Metal-Welt leider noch immer mit sich bringt, sehr bewusst zu sein. „Das macht es leicht, mich ständig herauszupicken und herumzuschubsen“, sagte sie. „Aber das sind einfach Dinge, die so sehr Teil von mir sind, dass ich sie nicht ändern könnte, selbst wenn ich es wollte. Und das würde ich auch nicht – ich würde mich für niemanden ändern.

Meiner Meinung nach geht es im Metal um Rebellion. Es geht darum, seinen eigenen Weg zu gehen und gegen das zu denken, was einem alle aufzwingen wollen“, fuhr sie fort. „Und Veganismus ist die ultimative Form der Rebellion. Denn man boykottiert eben genau die Dinge, von denen einem die Leute immer gesagt haben, dass sie normal wären, die man aber tief im Inneren nicht für normal hält. Jeder sagt, dass das normal ist – dass man andere Lebewesen ausbeuten muss, aber das tut man nicht. Veganismus heißt also, dagegenzuhalten und sich zu wehren. Und das ist wirklich ziemlich metal.“

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Quelle: METAL HAMMER.de