Kritik zu Cobra Spell 666
Ein Blick auf das Cover von 666, das vor Sex und Satanischem nur so trieft, genügt um zu erkennen, wie ernst es Cobra Spell mit ihrer grenzenlosen Achtziger-Huldigung ist. Nachdem Bandchefin und Gitarristin Sonia Anubis die Truppe in der Vergangenheit mehrfach neu besetzt hatte, zeigt die aktuelle und inzwischen nur noch aus Frauen bestehende Formation Beständigkeit. Damit haben sich auch die thematischen Schwerpunkte verschoben, die sich zuvor noch wie aus dem Lehrbuch an das leichtfüßige Heavy Metal-Lebensgefühl klammerten. 666 will tiefgründiger sein. ‘S.E.X.’ wird zum sexuell aufgeladenen Befreiungsschlag, und ‘The Devil Inside Of Me’ thematisiert den Konflikt, aus einem festgefahrenen Rollenbild ausbrechen zu wollen und dabei auf Widerstände zu treffen.
‘Warrior From Hell’ mimt eine Ode an harte Gitarren und die Essenz von Glam Metal, und in ‘Bad Girl Crew’ inszenieren sich Cobra Spell augenzwinkernd als böse Mädchen. 666 bricht mit Erwartungen – nicht, weil es sich nicht penibel an Genrestandards halten würde, sondern weil es ein meisterhafter Höllenritt durch Klischees von Sex- und Teufelssymbolik, halbballadesken Liebeserklärungen und -problemen (‘High On Love’, ‘You’re A Cheater’) sowie unbändigen Individualismus, doch vor allem durch eine kämpferische Selbstdarstellung ist, die manches schwermetallene Urgestein in seiner Glaubwürdigkeit erzittern lässt. Innovativ ist das nicht. Aber es ist ein Paradigmenwechsel. Kurzum: 666 ist Rebellion. Und ist es nicht genau das, was Heavy Metal sein sollte?
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Quelle: METAL HAMMER.de